Zehn Jahre Stabsstelle
Vor zehn Jahren, zum 1. Oktober 2010, wurde aus dem ehemaligen Integrationsbüro heraus das Interkulturelle Büro als Stabsstelle direkt bei der Sozialdezernentin Rosemarie Lück eingerichtet.
Die damalige Mitgründerin und Leiterin Sabine Hahn erinnert sich zurück:
„Als mich Charlotte Kroll fragte, ob ich nicht etwas zum Jubiläum der Stabsstelle schreiben wollte, habe ich sofort zu gesagt. Und dann habe ich einige Tage immer wieder darüber nachgedacht: Was war wichtig? Wie haben wir vor zehn Jahren angefangen und was ist geworden? Was haben wir erreicht?
Im Oktober 2010 sind Despina Aslanidou (damals noch Spanidou), Simone Hilligardt und ich gestartet: Ein Interkulturelles Büro - direkt bei der Sozial- und Jugenddezernentin – als Stabsstelle! Keine zusätzlichen Hierarchieebenen und als Querschnittsthema für die gesamte Verwaltung!
Ganz so viele Büros mit dieser Ausrichtung gab es bei Landkreisen in Hessen damals noch nicht – klar, die großen Städte hatten so etwas, aber ein Landkreis?
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mich gefreut habe, etwas Neues aufzubauen, zu gestalten und etwas für die Menschen zu bewegen.
Angefangen haben wir mit unserem Integrationskonzept und der Gründung des Arbeitskreises Migration im Landkreis, ein Netzwerk mit Allen, die im Migrationsbereich in der Region arbeiten und das bis heute aktiv ist. Dazu sind dann mehrsprachige Informationsmaterialien zu den Themen „ Gesundheit“, „Bildung“ und „Gewaltschutz“ gekommen. Das Thema Migration und Gesundheit hat immer einen Schwerpunkt unserer Arbeit gebildet. Im Arbeitskreis Migration und Gesundheit ist auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Darmstadt gewachsen.
Parallel dazu haben wir die Interkulturelle Öffnung in kleinen Schritten in der Kreisverwaltung angestoßen. Fortbildungen wurden ins hauseigene Fortbildungsprogramm aufgenommen. Heute werden regelmäßig Kurse zur Interkulturellen Kompetenz, zum Islam oder auch Arabisch für die Mitarbeitenden angeboten.
In Kooperation mit dem Roten Kreuz sind wir in das Projekt „Sprach- und Integrationsmittlung“ eingestiegen. Dieses Angebot wurde aufgrund der hohen Nachfrage bis heute massiv ausgebaut und unterstützt Schulen, Kitas, Krankenhäuser und andere Institutionen in der Kommunikation mit Migrantinnen und Migranten und leistet einen wertvollen Beitrag zur interkulturellen Öffnung der Einrichtungen.
Das Landesprogramm WIR (Wegweisende Integrationsansätze realisieren) hat es uns ermöglicht, das Büro mit einer weiteren Mitarbeiterin zu erweitern. Im Jahr 2017 kamen dann über das Bundesprogramm „Kommunale Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ zwei weitere Stellen und damit Menschen in das Büro.
So könnte ich die Liste noch lange fortführen, von der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit, über die Einführung dieses Newsletters bis hin zu frauenspezifischen Themen, Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und Migranten, Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden und vielem mehr.
Im Rückblick erscheint mir aber vor allem Dieses entscheidend: Es kommt darauf an kontinuierlich und mit Leidenschaft am Thema zu bleiben, sich Menschen zu suchen, die bereit sind gemeinsam am Thema zu arbeiten, sich zu vernetzen mit denen, die ähnliche Ziele haben und bei allen Rückschlägen und Enttäuschungen motiviert zu bleiben und Geduld zu haben. Und es ist wichtig immer mal wieder zurück zu blicken, denn häufig werden Ergebnisse und Erfolge erst dann sichtbar.
Im Mai 2017 habe ich die Leitung des Büros an Charlotte Kroll übergeben. Ein wirklicher Glücksfall! Das Interkulturelle Büro war ein bisschen wie ein viertes Kind für mich und ich bin dankbar und froh, dass ich es in ihre Hände geben konnte. Sie hat dafür gesorgt, dass sich das Büro weiterentwickelt, dass Integration als Inklusion gedacht wird und dass Zugangsbarrieren unterschiedlichster Art weiter abgebaut werden.
Es ist ein sehr persönlicher Rückblick geworden. Einige, die den Newsletter lesen, kennen mich noch, manche sicher nicht. Ich finde es sehr schön, dass ich die Möglichkeit beim Landkreis Darmstadt-Dieburg bekommen habe, etwas auf den Weg zu bringen. Und ich möchte mich an dieser Stelle bei Allen bedanken, die den Weg mitgegangen sind. Ich wünsche dem Büro weiterhin viele kleine - gerne auch große - Erfolge. Wir brauchen einen langen Atem, um etwas zu verändern, vor allem, wenn es um Haltungen geht. Ich bin der festen Überzeugung, dass das nur mit Herzblut, Ausdauer und Geduld funktioniert und ich sehe, dass die Kolleginnen und Kollegen im Büro für Migration und Inklusion genau das haben."
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