Darmstadt-Dieburg – Alexandra Braun ist 22 und hat vor einem Jahr ihre Ausbildung als Kauffrau im Groß- und Außenhandel bei der Firma W. & L. Jordan GmbH in Darmstadt mit großem Erfolg abgeschlossen. Mit der Note „sehr gut“ wurde sie für diese Leistung als beste Auszubildende von der IHK geehrt. Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im Darmstadtium, an der mehr als tausend geladene Gäste teilnahmen, wurde ihr persönlich das Abschlusszeugnis überreicht. Für die Prüfung hat sie in der Schule und selbstständig in ihrer Freizeit gelernt, in der Firma konnte sie jederzeit ihre Kollegen ansprechen, wenn sie Fragen hatte. Auch gab es einen Zuschuss für Bücher. Ihr Chef war stolz, dass Alexandra Braun so gut abgeschnitten hat. Ihre Eltern haben sie stets ermuntert, ihr Bestes zu geben.
Alexandra Braun ist in Kasachstan geboren. Mit neun Jahren kamen sie, ihre Eltern und ihre Schwester als Aussiedler nach Münster. Ihre Oma und andere Verwandte waren schon da. Sie wohnten zunächst in einer Notunterkunft, wo auch andere Aussiedler aus Kasachstan untergebracht waren. Ohne ein Wort deutsch zu sprechen, stieg sie direkt in die dritte Klasse der Grundschule ein. „Ich wollte erst gar nicht hin. Ich wollte, dass meine Eltern mitkommen“, erzählt Alexandra Braun. Mit ihrer Klasse hat sie dann doch Glück gehabt. Schüler und Lehrer haben ihr geholfen, wenn sie nicht weiter wusste. Sie lernte die neue Sprache schnell in einem Sprachkurs, während die anderen Kinder Deutschunterricht hatten. „Nach einem halben Jahr habe ich das meiste schon verstanden“, sagt sie. Unterstützung erhielt sie von Lehrern und später von einer Freundin, die Russland-Deutsche war. Sie half Alexandra in Mathe und Alexandra half ihr in Englisch und Deutsch. Steine hat sie nicht in den Weg gelegt bekommen, aber manche Mitschüler waren neidisch auf ihre guten Leistungen. „Die meinten, ich hätte gespickt. Du bist doch eine Ausländerin, wurde oft gesagt“, erinnert sich Alexandra Braun.
Zunächst war sie auf der Gesamtschule in Münster, kam dann auf die Realschule in Dieburg und machte ihren Realschulabschluss. Das Berufliche Gymnasium in Dieburg hat sie nach der zwölften Klasse verlassen, weil sie arbeiten wollte. Über die Ausbildungsberatung der Arbeitsagentur erhielt sie verschiedene Stellenangebote, auf die sie sich dann beworben hat. So kam sie zur ihrer Ausbildungsstelle bei der Firma Jordan.
Manchmal wünscht sich Alexandra Braun, dass Menschen in ihrer Umgebung sich mehr für ihre Herkunft interessieren. Russland und Kasachstan, Ausländer und Aussiedler, das sei für viele schlicht dasselbe. „Mein Vater ist deutsch-bulgarisch, meine Mutter ist deutsch. Deshalb sage ich immer, ich bin deutsch-bulgarisch und in Kasachstan geboren“. Sie fühlt sich in Deutschland zu Hause, gut integriert und geht auch wählen. „Am Anfang dachte ich, wählen bringt nichts, was eigentlich totaler Schwachsinn ist. Natürlich bringt es etwas. Man verschenkt ja sonst seine Stimme an eine Partei, die man nie wählen würde“, findet die junge Frau. In ihrer Freizeit geht Alexandra Braun joggen, sie liest Bücher und unternimmt viel mit ihren Freunden und Verwandten. Früher hat sie in Dieburg Basketball im Verein gespielt. Nach ihrer Asthma-Erkrankung war das nicht mehr möglich.
Wenn man Alexandra Braun fragt, was sie Neuzuwanderern raten würde, damit sie leichter in Deutschland zurecht kommen, sagt sie „Man sollte versuchen sich anzupassen. Das würde ich allen raten. Man sollte einen Deutschkurs besuchen und sich um einen Arbeitsplatz bemühen. Einfach keine Angst vor neuen Dingen haben. Man sollte sich darum bemühen, dass die Kinder so gut es geht integriert werden“, so die Tipps der jungen Frau.
Gleich im Anschluss an ihre Berufsausbildung hat Alexandra Braun sich für eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin angemeldet. Die läuft eineinhalb Jahre lang jeden Mittwoch und Samstag berufsbegleitend. Wenn sie in die Zukunft blickt, hätte sie in zehn Jahren gerne eine eigene Familie, ein Haus und einen festen Job. Ganz normale Wünsche einer jungen Frau.