Presse-Archiv 2002
Flicken, leihen, weitergeben - Reparaturführer nennt 600 Adressen
Lieblingsstücke leben länger
14.05.2002
Darmstadt-Dieburg - Die Region Starkenburg hat jetzt den hessenweit ersten überörtlichen Reparaturführer herausgebracht. Der Wegweiser listet rund 600 Stellen in den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß Gerau und Odenwald sowie in der Stadt Darmstadt auf, die darauf spezialisiert sind, Kaputtes auszubessern und Altes aufzufrischen. Als Alternative zum Wegwerfen und Neukaufen sind außerdem eine Vielzahl von Second hand-Läden, Mietangeboten und Tauschbörsen verzeichnet, die nahezu alles Mögliche kostengünstig gebraucht oder leihweise für den kurzzeitigen Bedarf in ihrem Sortiment führen. "Eine wahre Fundgrube", meint Landrat Alfred Jakoubek. Die Adressensammlung steht sowohl als Broschüre (Auflage 25.000 Exemplare) als auch im Internet (www.ladadi.de/reparaturfuehrer) jedermann kostenfrei zur Verfügung. In beiden Versionen hilft eine Gliederung nach 27 Branchen, nach Gemeinden und etlichen Stichworten, die jeweils richtige Adresse schnell zu finden. Mit dem Wegweiser lässt sich Liebgewonnenes lang erhalten und viel Geld sparen, praktisch in allen Lebenslagen. Kaum ein Wunsch bleibt offen: Aus zweiter Hand bekommt man die Babyausstattung und sogar den Grabstein. Das Hochzeitskleid und der Schmuck dazu können ebenso ausgeliehen werden wie feine Tischwäsche oder Hochdruckreiniger, Klavier oder Jukebox, chirurgische Instrumente oder Fußbodenschleifmaschinen, Skulptur und Vertikutierer für den Garten, ein metergroßer Orchestergong oder ein Brezelbackofen für die Party.
Fehlt dem Teddy ein Ohr, dem Stuhl ein Bein, dem Ring ein Stein - es gibt Fachleute, die zu helfen wissen. Unter den aufgeführten Spezialisten sind Vertreter einiger Berufsstände, deren Existenz die verbreitete Ex-und-hopp- Mentalität zunehmend gefährdet, dazu zählen beispielsweise Stuhlflechter, "Gäulschesmacher", Instrumentenbauer, Kürschner, Sattler, Drechsler, Schneidemaschinenmechaniker, Uhr- und Schuhmacher, Steinmetz und Steinbildhauer. Den Reparaturführer verstehen die Herausgeber nicht allein als Bürgerservice, als Beitrag zu Umweltschutz und Appell, auf Qualität, Langlebigkeit und den Wert von alltäglichen Dingen zu achten, sondern auch als Unterstützung von Handwerkszweigen mit langer Tradition. Was deren Know how alles zu retten vermag, ist möglicherweise gar nicht bekannt. An wertvollen Gläsern etwa können die Mundränder neu geschliffen, abgebrochene Stiele ersetzt werden. Ein Mottenloch im Pelzmantel lässt sich ausbessern, ein Riss in der Lederjacke, ein Ziehfaden in der teuren Abendrobe kunstvoll kaschieren. Den Erbschmuck oder Zahngold kann man umarbeiten, Bilderrahmen und Möbel restaurieren, Flöte oder Trompete herrichten, verunglückte Spielgefährten in der Puppenklinik heilen lassen. Stand-, Wand- oder Armbanduhr werden zeitlich auf die Höhe gebracht - und in vielen Fällen bekommt der Kunde für die Dauer der Reparatur einen Ersatz zur Verfügung gestellt. Auch bei Kleingeräten wie Toaster, Rasenmäher oder Staubsauer, die oft schon wegen eines kleinen Defekts beim Schrott landen, lohnt sich mitunter noch der Weg zur Werkstatt. Landrat Alfred Jakoubek und Abfallwirtschaftsdezernentin Celine Fries sehen in dem Reparatur-, Verleih- und Second hand-Führer ein Informationspaket mit hohem Gebrauchswert und sind "ein bisschen stolz darauf", dass der Anstoß dazu aus ihrem Haus kam. Abfallberaterin Roswitha Flemming und EDV Fachmann Rainer Leiß haben das Konzept erdacht und, unterstützt von den Nachbarkreisen, der Handwerkskammer Rhein-Main und der Industrie- und Handelskammer Darmstadt, verwirklicht. Das Werk soll in Zukunft ständig aktualisiert und ergänzt werden. In Rathäusern, Bürgerbüros, Landratsämtern und an anderen öffentlichen Stellen in den vier südhessischen Landkreisen und der Stadt Darmstadt liegen die Broschüren zum Mitnehmen aus. Wer keine Möglichkeit hat, sich das 111 Seiten starke Heft selbst abzuholen, kann es bei der Servicestelle im Landratsamt Darmstadt auch bestellen (06151/881 1011).
db