Presse-Archiv 2002
Erziehungsberatung hilft Jungen und Erwachsenen - Neuer Chef
Blitzableiter bei Sorgen, Krisen und Stress
10.10.2002
Groß-Umstadt - Der Diplom-Psychologe und Familientherapeut Albert Fink hat die Leitung der Erziehungsberatung des Landkreises in Groß-Umstadt übernommen. "Wir bieten eine Dienstleistung an", lautet sein Credo, und er verbindet damit das Ziel, Junge und Erwachsene zu ermutigen, bei Schwierigkeiten ohne Scheu nach professioneller Hilfe zu fragen. Der neue Chef setzt deshalb auf "niederschwellige" Angebote, will die Prävention verstärken und engen Kontakt zu behördlichen und freien Trägern der Kinder und Jugendhilfe herstellen. Fink bringt einschlägige Erfahrungen mit. Vor seinem Wechsel in den Kreis war er in vergleichbarer Funktion im "Haus der Volksarbeit" in Frankfurt tätig, einer konfessionellen Beratungs-, Erziehungs- und Bildungsstätte. In Marburg hatte er nach dem Abitur zunächst Geschichte, Sozialkunde und Pädagogik für das Lehramt, später Psychologie studiert und in der dortigen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet. Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries ist überzeugt, mit dem ausgewiesenen Experten eine sehr gute Wahl getroffen zu haben.
Ausgezeichnete Bedingungen habe er an seiner neuen Wirkungsstätte in Groß-Umstadt vorgefunden, freut sich der 43-Jährige. Zum Team gehören fünf Kräfte: Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, eine Sekretärin und - als Besonderheit - eine Motopädin. Die Erziehungsberatungsstelle ist damit eine der wenigen in Hessen, die bei Bewegungsstörungen Diagnose und Therapie anbieten können. Insgesamt hat die Beratungsstelle, die für die Städte und Gemeinden im Ostteil des Landkreises zuständig ist, im vergangenen Jahr mehr als 500 "Fälle" betreut. Überwiegend waren es besorgte Mütter und Väter, die den Kontakt suchten. Vereinzelt wandten sich auch Jugendliche dorthin, weil sie Ärger mit Eltern, Schule oder Freunden plagte. Die Hemmungen, sich Fremden anzuvertrauen, seien bei Minderjährigen noch größer als bei Erwachsenen, bedauert der Psychologe. Die sich "trauen", seien oft ziemlich überrascht: Die Atmosphäre ist freundlich, man nimmt sich Zeit, hört geduldig zu. Die Wartezeiten sind kurz, in akuten Krisensituationen können Klienten darauf vertrauen, unverzüglich Beistand zu erhalten. Diskretion ist oberstes Gebot. Nur wenn Betroffene die Berater von der Schweigepflicht entbinden, werden Außenstehende, die für die Problemlösung hilfreich sein können, hinzugezogen. Eltern suchen Rat zumeist, wenn sie in der Erziehung unsicher sind, wenn die Familie durch Trennung oder Scheidung auseinanderbricht und wenn sich Söhne oder Töchter "auffällig" verhalten, beispielsweise ständig bocken, zappeln oder träumen, aggressiv, ängstlich oder verschlossen sind, in der Leistung abfallen oder die Schule schwänzen. Neben der individuellen Hilfe bietet die Erziehungsberatung auch offene Treffs für Eltern und Fachkräfte wie Erzieherinnen und Lehrer an, so genannte Jour fixe. In diesen Runden werden jeweils einmal im Monat Themen besprochen, die gerade auf den Nägeln brennen. Allein der Austausch und die Erkenntnis, dass es andern ähnlich ergeht und sie keine Versager sind, nimmt den Beteiligten oft schon einiges Kopfzerbrechen. Auf dem Feld der Vorbeugung plant das Team eine neue Gruppe speziell für aufmerksamkeitsgestörte Kinder. Mit dem "Forum Erziehungsberatung", einer Reihe von Informationsveranstaltungen, werden häufig gestellte Fragen aufgegriffen, etwa zum Drahtseilakt Verbieten und Gewähren lassen. Die nächste Veranstaltung am 8.Oktober, 20 Uhr, im Pfälzer Schloss in Groß-Umstadt ist überschrieben "Eltern sein, Paar bleiben". Als Basis für effektive Hilfe bei familiären Krisen, Sorgen und Stress will Fink die Vernetzung der unterschiedlichen Fachdienste und Einrichtungen, die sich um Belange von Kindern und Jugendlichen kümmern, mit vorantreiben. Dazu geht er in nächster Zeit Klinken putzen.
Info: Die Erziehungsberatung in der Marie-Curie-Straße 6 in Groß Umstadt ist erreichbar unter Telefon 06078/931328 oder per e-Mail: Erziehungsberatungsstelle gu@ladadi.de. Offene Sprechstunde jeweils montags, 16 bis 17 Uhr.
pt