Presse-Archiv 2003

Der lange Schatten einer nie gebauten Deponie

Abfallverband als "Wald- und Wiesenhändler"

27.11.2003

Darmstadt - Die Zukunft ist manchmal unberechenbar. Am Beispiel der lange vorbereiteten und nie zustande gekommenen Mülldeponie Grube Messel zeigt sich, dass vorausschauende Planung auch ihre Tücken hat. Den regionalen Müllnotstand vor Augen, hatte der Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) im Vorgriff auf das damalige Großprojekt umfangreiche Geländeflächen angekauft. Doch als das Vorhaben 1997 gekippt wurde, entfiel auch der Verwendungszweck, und seitdem versucht der Verband die für ihn nutzlos gewordenen Immobilien wieder los zu werden.
Für ein insgesamt rund 50.000 Quadratmeter großes Grundstück am Grubenrand, das Betriebszentrale und Müllumladestation beherbergen sollte, ist das jetzt gelungen. Einen Teil davon, rund 18.000 Quadratmeter mit darauf stehendem Bürogebäude, übernimmt der bisherige Mieter DA DI Werk zum Preis von 1,9 Millionen Euro. Dem Verkauf hat die Verbandsversammlung am Mittwochabend zugestimmt. Die übrige Fläche will der ZAS an das Land Hessen verpachten. Dort soll ein Informationszentrum samt Gastronomie für Besucher der einzigartigen Fossilienfundstätte entstehen. Verhandlungen über die genauen Modalitäten eines Erbbaurechtsvertrags laufen nach Auskunft des Vorstandsvorsitzenden, Landrat Alfred Jakoubek, zurzeit.
Noch keinen Käufer gefunden hat der ZAS für ein zwanzig Hektar großes Waldstück in der Gemarkung Groß Zimmern, das als Alternative zur Grube einst als Standort einer Haldendeponie ausgedeutet worden war. Das "aktuelle Immobilienangebot" des Abfallverbands umfasst außerdem Wiesen und Felder im Raum Groß-Zimmern und Ober-Ramstadt sowie ein - wohl kaum zu ver marktendes - Areal im Naturschutzgebiet bei Hergershausen. Das ist etwa noch die Hälfte der insgesamt 47 Hektar großen Ländereien, die man zum Ausgleich des mit dem Deponiebau verbundenen Eingriffs in der Natur erworben hatte.
Die übrigen Flächen hat der ZAS "ohne Verlust, aber auch ohne großen Gewinn" in den zurückliegenden Jahren veräußert. Den Wert der verbliebenen Grundstücke beziffert ein Wirtschaftsprüfer mit rund 1,5 Millionen Euro.

db

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