Presse-Archiv 2003

Neutrale Stelle hilft bei Stress zwischen Meister und Lehrling

Notruf bei Ausbildungskrisen

30.09.2003

Darmstadt-Dieburg - 115 junge Männer und Frauen haben in den zurückliegen den Wochen im Bezirk der Kreishandwerkerschaft Dieburg ihre Ausbildung begonnen. Damit ist ein wichtiger Schritt getan, aber noch längst nicht gewährleistet, dass alle bis zum Gesellenbrief durchhalten. In einigen Berufen liegt die Abbruchquote bei vierzig Prozent und mehr. Dabei müssen Schwierigkeiten nicht zwangsläufig zum Scheitern führen. Oft kann die Fachstelle für Ausbildungsbegleitung, die der Landkreis vor einem Jahr zusammen mit der Kreishandwerkerschaft und den zuständigen Berufsschulen als von der Europäischen Union gefördertes Pilotprojekt eingerichtet hat, die Sache noch zum Guten wenden.
"Schon wenn es anfängt zu kriseln, sollten die Betroffenen Kontakt zu mir aufnehmen", empfiehlt Jennifer Göttmann. Die Sozialpädagogin hält wechselweise Sprechstunden in der Peter-Behrens-Schule in Darmstadt und in der Landrat-Gruber-Schule in Dieburg ab. Bei ihr finden Neulinge ebenso wie Azubis aus dem zweiten und dritten Lehrjahr, Betriebe, Eltern oder Lehrkräfte Hilfe und Unterstützung - vertraulich und kostenfrei. Seit Beginn ihrer Tätigkeit wurde sie bereits in 105 Fällen eingeschaltet. Junge Menschen führen oft Unzufriedenheit, zwischenmenschliche Probleme oder Prüfungsangst zu der Beraterin, Meister und Firmenchefs klagen häufig über mangelnde Leistungen, schlechte
Motivation und Umgangsformen, Familienangehörige fürchten, dass Tochter beziehungsweise Sohn ausgenutzt werden könnten, Berufsschullehrer erkundigen sich nach Schwänzern oder Nachhilfemöglichkeiten für schwache Schüler. Göttmann behandelt jeden Fall individuell, versucht Brücken zu bauen und zu verhindern, dass die angehende Feinmechanikerin oder Friseuse, der Nachwuchstischler oder -bäcker das Handtuch wirft oder der Chef die Geduld verliert. "Konflikte und die drohende Kapitulation sind immer für beide Seiten eine Belastung", berichtet Jennifer Göttmann aus ihrer Praxis. Wenn die Chemie nicht stimmt, könne eine neutrale Stelle oft zur Verständigung beitragen. "Den Versuch ist es allemal wert." Manchmal müssen die Beteiligten aber auch feststellen, dass Azubi und Beruf nicht zueinander passen und man sich besser trennt. Dann bemüht sich die "Ausbildungsbegleiterin", den jungen Menschen eine neue Perspektive zu eröffnen. Kontakt: Fachstelle für Ausbildungsbegleitung, Telefon 06071/964831, E-Mail jgoettma@remove.this.ladadi.de. Sprechstunden in der Landrat-Gruber Berufsschule in Dieburg: Montag und Donnerstag, außerdem in ungeraden Wochen mittwochs und freitags jeweils von 9 bis 13 Uhr; in der Peter-Behrens-Schule in Darmstadt dienstags sowie in den geraden Wochen mittwochs und freitags, stets von 9 bis 13 Uhr.

db

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