Presse-Archiv 2003
Denkmalschutz redet mit und zahlt zu - Rund 90.000 Euro Beihilfe
Ochsenblut oder Schokobraun?
01.09.2003
Darmstadt-Dieburg - Sollen die Fachwerkbalken schokoladenbraun angestrichen werden oder in "Ochsenblut", wie Fachleute einen bestimmten Rotton nennen. Machen sich die "Fensterbekleidungsbretter" besser in Blau oder Grün und gehören aufs Dach kleine, abgerundete Biberschwänze oder eher große, eckige Doppelmuldenfalzziegel? Solche Fragen sind bei der Sanierung von Immobilien mit Geschichte zu klären, und dabei entscheidet weniger der persönliche Geschmack als vielmehr das historische Vorbild. In jedem Fall redet die Denkmalschutzbehörde ein gewichtiges Wort mit und muss jedes Vorhaben genehmigen, bevor Handwerker an die Arbeit gehen können. In den meisten Fällen funktioniert das einvernehmlich, berichtet Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries. Zudem hilft der Landkreis Besitzern von denkmalgeschützten Objekten mit Zuschüssen im Gesamtvolumen von mehr als 90.000 Euro, den oft recht kostspieligen Unterhaltungsaufwand zu stemmen. Über 27 Anträge hat der Kreisausschuss jetzt entschieden, die Betroffenen können in den nächsten Tagen mit einer vierstelligen Gutschrift auf ihrem Konto rechnen. An weitere Hausbesitzer wurden in den zurückliegenden Monaten bereits kleinere Beträge von jeweils mehreren hundert Euro ausgezahlt. Insgesamt erhalten 49 Privatleute in diesem Jahr eine entsprechende Beihilfe.
Bei den aktuell anstehenden Objekten handelt es sich überwiegend um Fachwerkhäuser oder Scheunen, auch eine Jugendstilvilla mit marodem Turm und Veranda ist darunter. Mal muss nur eine Tür oder eine Treppe erneuert werden, andernorts sind Schindeln oder Fensterrahmen verwittert, ist das Dach undicht, sitzt der "Schwamm" im Keller und frisst sich durch Mauern und Fußboden nach oben durch. Entsprechend schwankt der finanzielle Aufwand zwischen ein paar tausend und ein paar hunderttausend Euro für eine komplette Sanierung.
Drei fachkundige Frauen wachen bei der Denkmalschutzbehörde im Landratsamt Dieburg darüber, dass sich niemand am kulturellen Erbe "versündigt" und beraten die Hauseigentümer hinsichtlich Form, Farbe, Material und Vorgehensweise. Bei ihrer Arbeit werben die Architektinnen Liane Mannhardt und Angela Exo sowie Maren Loth, eine diplomierte Farbdesignerin mit Schwerpunkt Denk malschutz, mit Argumenten und Charme dafür, alten Gebäuden ihr markantes Gesicht zu bewahren, damit sie auch künftigen Generationen noch etwas erzählen können.
db