Presse-Archiv 2003

Valeria Ehrhardt päppelt gefiederte Patienten auf

Umweltschutzpreis für "Vogelmutter"

30.09.2003

Groß-Umstadt - Seit vier Jahren betreibt Valeria Ehrhardt in Semd eine Pflegestelle für einheimische Singvögel. Mehr als 2000 Schützlinge hat sie seitdem unter ihre Fittiche genommen, fürsorglich gepflegt und fit gemacht für das Leben in Freiheit. Der Landkreis honoriert diese Leistung jetzt mit dem Umweltschutzpreis.
Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries ist sicher, dass die Jury die Richtige ausgewählt hat: " Valeria Ehrhardt widmet sich den Tieren mit einer bewundernswerten Leidenschaft und erbringt unentgeltlich einen Fulltime-Job, bei dem sie auch noch draufzahlt". Für die Auffangstation bekommt die
39-Jährige einen bescheidenen Zuschuss vom Naturschutzbund (Nabu) und bisweilen kleine private Spenden, steuert aber aus eigener Tasche jährlich einen "größeren vierstelligen Betrag" bei, um Futter, Medikamente, Arztkosten und Unterbringung zu finanzieren. Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro glaubt Fries denn auch gut angelegt.
Valeria Ehrhardt ist eigentlich Rechtsanwalts und Notariatsfachangestellte von Beruf, hat sich aber inzwischen ganz ihren Patienten verschrieben. Aufgewachsen auf einem Bauernhof, entwickelte sie schon als Kind ein großes Herz für Tiere und zunehmend eine Vorliebe für die kleinen, unscheinbaren, die es nach mancher Leute Ansicht nicht wert sind, dass man sich um sie kümmert. Nach ihrer Überzeugung hat jedes Lebewesen in Not hat ein Recht auf Hilfe. Amseln, Spatzen, Meisen und Schwalben finden in Semd ebenso Unterschlupf wie Grasmücken, Goldhähnchen oder Eisvögel. Ehrhardt kümmert sich um verletzte, verwaiste, kranke und verstoßene Wildvögel. Ihr "Lazarett" ist inzwischen eine bekannte Adresse: 1999 wurden 167 Pfleglinge dort abgegeben, in den ersten neun Monaten dieses Jahres waren es schon mehr als 600. Etliche davon sind Opfer von Katzen oder Autos, manche leiden beispielsweise an Parasiten, Infektionen oder Stoffwechselstörungen, andere haben sich Flügel oder Bein gebrochen, sind abgestürzt oder gegen eine Scheibe geprallt. Mitunter geraten Junge in Not, weil beim Heckenschneiden ihr Nest zerstört wird oder die Mutter nach dem "Genuss" von vergifteten Blattläusen stirbt. In der Pflegestelle werden alle individuell behandelt, vornehmlich nach naturheilkundlichen Methoden wie der Homöopathie und mit Fantasie. Gelegentlich dient beispielsweise ein Zahnstocher als Schiene für einen verletzten Winzling. Valeria Ehrhardt hat sich im Lauf der Jahre ein umfangreiches Wissen angeeignet, arbeitet aber auch eng mit Tierärzten, anderen Auffangstationen und Fachverbänden zusammen.
Sind die Pfleglinge aufgepäppelt, werden sie aus den Volieren in die Freiheit entlassen. Nur ihren Liebling gibt die "Vogelmutter" nicht mehr her: Henriette, ein etwa dreijähriges Huhn mit Grünem Star.

db

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