Presse-Archiv 2003
Auftakt der projektorientierten Schulsozialarbeit des Kreises
Prävention auf dem Stundenplan
12.09.2003
Darmstadt-Dieburg - An 18 der 22 in Frage kommenden Schulen der Sekundarstufe I im Landkreis hat nach den Sommerferien die projektorientierte Schulsozialarbeit begonnen oder startet in den nächsten Wochen. "Prävention statt Reparatur" ist laut Erster Kreisbeigeordneter Celine Fries das Ziel dieser auch vom Land Hessen als "vorwärts weisend" eingestuften modellhaften Kooperation zwischen Schulen und Jugendamt des Kreises. Eigens für die Schulsozialarbeit wurde das Team der Jugendförderung von sechs auf zehn Fachleute aufgestockt. Rund 300 000 Euro jährlich steckt die Verwaltung in das zunächst auf vier Jahre angelegte Projekt; mit 180 000 Euro, verteilt auf vier Jahre, unterstützt das Land Hessen das Modell. Die Investition des Kreises in die Prävention ist nach Ansicht von Landrat Alfred Jakoubek angesichts der Millionensteigerungen im Jugendhilfebereich ein vergleichsweise geringer Betrag.
Koordinatorin Jeannette Strobach von der Jugendförderung hat verbindliche Kooperationsverträge vorbereitet, die nicht nur die Aktion selbst gewährleisten, sondern auch einen ständigen Austausch zwischen den Lehrkräften und den sozialpädagogischen Fachkräften des Jugendamts garantieren. Außerdem werden die Projekte ausführlich ausgewertet und nach dem offiziellen Ende an der Schule möglichst selbstständig weiter geführt. Die meisten Schulen griffen die vom Jugendamt angebotenen Themen wie Gewalt- und Suchtprävention, Berufs- orientierung oder Erlebnispädagogik auf, andere wie zum Beispiel die Eichwaldschule in Schaafheim oder die Stephan-Gruber-Schule in Eppertshausen, ließen sich individuelle Projekte zum Thema Ausländerfeindlichkeit beziehungsweise Gestaltung des Schulgeländes maßschneidern. Insgesamt laufen nach vielen vorbereitenden Gesprächen und manchmal auch regelrechtem Training des Lehrpersonals an den 18 Schulen 25 Projekte.
An der Friedrich Ebert-Schule in Pfungstadt kommen zum Beispiel 43 Schülerinnen zwischen 13 und 16 Jahren seit Beginn des neuen Schuljahrs in den Genuss der projektorientierten Schulsozialarbeit. Für die Klassen, in denen neben Mädchen aus Pfungstadt auch Klassenkameradinnen kroatischer, somalischer oder pakistanischer Herkunft sitzen, steht in den nächsten Monaten das Thema Berufsorientierung auf dem Stundenplan. Mehrere Bausteine zur beruflichen, aber auch zur privaten Lebensplanung geben den Mädchen Hilfestellung. Noch bis zu den Herbstferien werden sie zweimal drei Stunden in der Woche beraten und gezielt geschult, um Wünsche möglichst Realität werden zu lassen. Friseuse, Tierpflegerin, Arzthelferin, Sängerin im Fernsehen, Augenoptikerin, Kindergärtnerin oder Reiseverkehrskauffrau stehen an erster Stelle bei den Wunschberufen, viele Mädchen allerdings wollen "lernen, lernen und nochmals lernen", um den Traum Tierärztin, Webdesignerin oder Steuerberaterin zu verwirklichen. Die Pädagoginnen wollen die Mädchen durch individuelle und gruppen spezifische Beratung fördern, sie gleichzeitig jedoch auch fordern. "Einige müssen wir auf den Teppich zurück holen, viele gehen zu verspielt ihre Zukunft an", stellt Gerda Weiser vom Jugendbildungswerk des Kreises fest. So müssen die Mädchen bereit sein, für das Fitmachen für Beruf und Privatleben auch Freizeit zu opfern und sich aktiv einzubringen. Mit drei verschiedenen Themenblöcken trimmen die Mitarbeiterinnen des Jugendamts die Mädchen für die Zukunft. Dazu gehören ein Computerkurs, das Erstellen von Bewerbungsmappen beziehungsweise das Einüben von Bewerbungsgesprächen und schließlich das Gespräch mit Fachfrauen. So stellt am 2. Oktober eine Friseuse ihren Beruf mit allen Vor- und Nachteilen vor.
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