Presse-Archiv 2003
Kreisausschuss auf Kurztripp bei Hochwasseropfern im Zwickauer Land
Zielgerichtete und rasche Hilfe
04.04.2003
Darmstadt-Dieburg - "Morgens um halb Acht stand das Wasser vor der Hintertür, eine knappe Stunde später fast einen Meter hoch im Wohnzimmer". Für Familie Wolf in Mülsen im Partnerkreis Zwickauer Land war der 13. August des letzten Jahres der reine Horror.
Das gute Geschirr und Gläser waren so ziemlich das Einzige, was vor dem Hochwasser noch gerettet werden konnte, dann hauste die Familie 15 Wochen lang im Schlafzimmer im ersten Stock ihres kleinen Häuschens direkt am Mülsengrund. Inzwischen ist das Haus wieder komplett bewohnbar, Möbel wurden angeschafft, ein neuer Fußboden verlegt, der Bach vor der Hintertür plätschert wieder friedlich vor sich hin. Lediglich der kleine Garten, ursprünglich behindertengerecht gestaltet für den auf den Rollstuhl angewiesenen Sohn der Familie, verrät noch die grausamen Spuren des verheerenden Hochwassers. Nicht zuletzt Dank einer Spende durch den auf Initiative von Landrat Alfred Jakoubek im vergangenen Jahr spontan gegründeten Verein "Darmstadt-Dieburg-Hilfe - Region Starkenburg" hat sich das Leben der Familie Wolf jedoch einigermaßen normalisiert. Sie und andere 56 Privatleute und Institutionen profitierten von der Spendenfreudigkeit im Landkreis Darmstadt-Dieburg und in der Region Starkenburg - immerhin kamen rund 150 000 Euro zusammen. Allein der Landkreis Darmstadt-Dieburg steuerte 50 000 Euro bei, der Landkreis Groß-Gerau 25 000 Euro. Das Geld wurde, wie Landrat Alfred Jakoubek betont, zielgerichtet und ohne Abzüge verteilt. Sein Amtskollege im Zwickauer Land Christian Otto bestätigt die rasche Unterstützung: "Die Spenden kamen 1:1 an und wurden auch so weiter gereicht". In den meisten Fällen gab es 2000 Euro als Soforthilfe für die Betroffenen, in Einzelfällen bis zu 20 000 Euro.
Der Kreisausschuss des Landkreises machte sich jetzt im Zwickauer Land ein Bild darüber, wie notwendig und willkommen die Spenden waren. Im Pflegeheim in der Gemeinde Silberstraße, wo Schwerst-behinderte betreut werden, standen in der Nacht die Keller voll, eine Evakuierung der Heimbewohner drohte. Nur der Einsatz der Feuerwehr verhinderte Schlimmeres, doch das kurz vor der Katastrophe eingeweihte schmucke Haus erlitt schwere Schäden. Der Erlös eines Benefizkonzerts in Roßdorf und zusätzlich 8500 Euro vom Verein brachten mehr als 14 000 Euro, "die wir mit großer Freude und Dankbarkeit entgegen nahmen", wie Geschäftsführer Johannes Kalinowski sagte. Ähnlich empfand auch die Familie Ruppert in Schönau, der das Hochwasser eine Brücke und somit die einzige Zufahrt zu ihrem Haus wegriss, oder die Familie Hornig, der die Flut das Idyll am Bach zerstörte und das Haus unterspülte. "Selten ist Geld so gut angelegt worden", zog Landrat Alfred Jakoubek seine Bilanz aus dem Kurztripp ins Zwickauer Land.
Er und sein Kollege Otto lobten vor allem das unbürokratische Verfahren, mit dem den Menschen ohne Umwege geholfen werden konnte.
pt