Presse-Archiv 2003
15 Jahre Phlebologie im Kreiskrankenhaus - Venenforum am 7. September
Krampfadern - mehr als ein Schönheitsfehler
28.08.2003
Groß-Umstadt - Prag, Paris, Wien - wo immer sich die Fachwelt der Phlebologie zu Kongressen oder Workshops trifft, steht meist ein bestimmter Name auf der Referentenliste: Dr. Hans-Jürgen Bräumer. In Sachen Krampfadernbehandlung genießt der Gefäßchirurg des Kreiskrankenhauses Groß-Umstadt internationales Renommee, vor allem aufgrund seiner langjährigen wissenschaftlicher Untersuchungen und wegweisender Therapieverfahren.
Seit fünfzehn Jahren besteht jetzt die Sektion Venenheilkunde innerhalb der Chirurgischen Abteilung der Hessenklinik. Jährlich werden dort rund 1500 Patienten ambulant und weitere etwa 400 stationär behandelt, zwei Drittel davon Frauen. Das Jubiläum nimmt Landrat Alfred Jakoubek zum Anlass für eine Aufklärungsaktion. Bei einem "Venenforum" im Gruberhof in Groß-Umstadt können sich interessierte Bürger am Sonntag, 7. September, von 13 bis 18 Uhr, über die vielfach unterschätzte Volkskrankheit informieren und Experten befragen. Die auffälligen dunkelblauen Muster und Knubbel an den Beinen sind nicht bloß Schönheitsfehler. Vielmehr können sich im fortgeschrittenen Stadium Stauungen, Schmerzen, offene Wunden, sogar lebensgefährliche Thrombosen entwickeln. Ursache ist meist eine angeborene Gewebeschwäche, die allmählich Ventilklappen der Venen kaputtgehen lässt. Aufgrund des Defekts wird das Blut nicht mehr ausreichend in Richtung Herz gepumpt, der Druck in den Venen steigt, es entstehen Krampfadern. Ein Mittel dagegen ist das so genannte Stripping, die Entfernung der kranken Gefäßabschnitte. Bei der Therapie wendet Dr. Bräumer zudem neue Behandlungsmethoden an, die in Deutschland noch längst nicht überall zum Standard gehören, etwa die ultraschallgesteuerte Verödung, die in geeigneten Fällen eine Operation ersetzen oder mit dem Skalpell nicht lösbare Probleme beheben kann. Nach einem Eingriff sollten eine Weile Kompressionsstrümpfe getragen und auf Dauer vorbeugende Maßnahmen beachtet werden. Denn die Sache hat nach Bräumers Worten einen Haken: Der ärztliche Eingriff beseitigt nur die aktuellen Symptome einer chronischen Venenerkrankung, die immer wieder auftreten kann. 20 bis 30 Prozent der Betroffenen müssen damit rechnen. Als weithin absolut unübliche Leistung bietet die Phlebologie in Groß-Umstadt ihren Patienten deshalb eine Nachsorge von jeweils fünf Jahren Dauer an. Infolge der regelmäßigen Kontrollen liegt dort die Rückfallquote bei nur zwei bis drei Prozent.
Oberarzt Hans-Jürgen Bräumer bemängelt, dass die medizinischen Fakultäten der Venenheilkunde wenig Interesse entgegenbringen. Entsprechend erfahren angehende Ärzte an den Universitäten eine - aus Sicht des Spezialisten - meistenteils unzureichende Ausbildung in dieser Sparte und es existieren nur wenige fundierte Datengrundlagen zu dem Krankheitsbild. Gegen diese Lücke geht man in Groß-Umstadt an. Um offene Fragen der chirurgischen Therapie beantworten und die Patientenversorgung weiter optimieren zu können, werden dort praxisbezogene wissenschaftliche Langzeituntersuchungen vorgenommen. Solche Studien befassen sich beispielsweise mit Schäden der tiefen Hauptvenen durch Krampfadernerkrankung oder Maßnahmen, die das Risiko des Wiederauftretens neuer Krampfadern nach chirurgischen Eingriffen drastisch senken. Die Ergebnisse finden hohe Aufmerksamkeit bei Medizinerkollegen und sind ein wesentlicher Grund, weshalb der Mann aus Groß-Umstadt beispielsweise zum Weltkongress der Phlebologen in Rom gebeten wurde. Am 10. September können auswärtige Ärzte auf der Odenwälder Weininsel ihr Wissen erweitern. Das Kreiskrankenhaus veranstaltet dort eine Fortbildung unter dem Titel "Paradigmenwechsel in der Phlebologie".
db