Presse-Archiv 2004

Schutz vor sexuellem Missbrauch als Unterrichtsthema

Gefahr erkannt - Kinder stark machen

09.09.2004

Darmstadt-Dieburg - "Ich bin fremd hier und habe mich verfahren. Kannst du mir zeigen, wo der Sportplatz ist? Magst du Tiere? Komm' mit! Ich weiß, wo esganz süße junge Hunde und Kätzchen gibt".

Dies sind Textpassagen aus einer CD mit dem Thema "Gefahr erkannt", die Kindern helfen soll, sich vor Gefahren des sexuellen Missbrauchs zu schützen. Sie werden damit nicht alleine gelassen. In einer Aktion des Landkreises Darmstadt-Dieburg gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Südhessen und der Opferhilfe Südhessen e.V. wird in den Grundschulen des Landkreises und der Stadt Darmstadt die CD in den kommenden Wochen zur pädagogischen Verwendung im Unterricht zur Verfügung gestellt. Über 100 Exemplare werden dieser Tage an die Schulen verteilt. Landrat Alfred Jakoubek sowie Schuldezernentin und Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries haben sich dieses Projekt, das auch von Polizeipräsident Gosbert Dölger unterstützt wird, zu eigen gemacht und dafür geworben

.Die Idee dazu kam von Michael Mahla, einem Polizeibeamten, aber nicht in dieser Funktion. Er, der Vater von zwei Kindern und Musiker wurde sensibilisiert durch Publikationen über Kinderansprecher. Zusammen mit Guido Neumann, einem Musikerkollegen, der das Tonstudio Tastenfux in Reinheim betreibt, setzte er die Idee in die Tat um. In der Folgezeit gewann man die Opferhilfe Südhessen e.V., einen gemeinnützigen Verein, der sich u. a. um Kriminalitätsopfer kümmert und Vorbeugungsprojekte auf den Weg bringt, für eine Kooperation. Finanziert wurde das Projekt von den Sparkassen Dieburg und Darmstadt sowie der Opferhilfe Südhessen e.V.  Dass die Verantwortlichen mit der Materie sensibel umgehen, belegt die Tatsache, dass diese CD nicht einfach den Schülerinnen und Schülern vorgesetzt wird. Die Gersprenzschule Reinheim hatte im Vorfeld mit Unterstützung des Schulleiters Manfred Schiwy die CD im Unterricht erprobt.

In einer Pressekonferenz stellten am Dienstag in der Reinheimer Gersprenzschule Landrat Alfred Jakoubek, die Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries, Polizeipräsident Gosbert Dölger, sowie die Autoren, Sänger und Produzenten, Michael Mahla und Guido Neumann die CD der Öffentlichkeit vor. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch den Schulchor der Gersprenzschule.  Bei der Vorstellung wurde deutlich, dass mit der CD ein weiterer pragmatischer Mosaikstein zur konkreten Vorbeugung geleistet wurde. Alle waren sich einig darin, dass praktische Vorbeugung dann Sinn mache, wenn sie - wie bei diesem Projekt - als gesamtgesellschaftliche Verantwortung getragen werde, jedoch die Verfolgung von Straftaten oberste Priorität habe. Sexueller Missbrauch ist für viele Mädchen und Jungen ein alltägliches Problem. Leider gibt es viel mehr Opfer, als bekannt werden, denn die meisten erleben sexuellen Missbrauch dort, wo er am wenigsten vermutet wird: in deren Familien oder im persönlichen Umfeld. Die Opfer sind meist voll von Angst, Scham, Entsetzen, Hilflosigkeit oder Wut über das Geschehene. "Wir aber dürfen sexuell missbrauchte Kinder nicht erst dann wahrnehmen, wenn sie ermordet wurden, sondern müssen verstehen lernen, dass jeder Übergriff auf ein Kind ein Angriff auf dessen Leib und Seele ist", sagten Landrat Alfred Jakoubek und Polizeipräsident Gosbert Dölger übereinstimmend. Mit der CD wird Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt, das den Einstieg zur pädagogischen Bearbeitung des Themas erleichtern soll. Wenn Kinder sich nicht geborgen fühlen, nicht geliebt werden, wenn sie nicht die gebührende Aufmerksamkeit erhalten, werden sie empfänglich für Lob, Interesse und Geschenke von Fremden und Bekannten - oftmals der Einstieg zu dem, was als sexueller Missbrauch strafrechtliche Relevanz erlangt. Ein selbstbewusstes, fröhliches Kind ist nur schwer unter Druck zu setzen, ist den freundlichen Angriffen seines Täters nicht ausgeliefert.

Die CD kann bestellt werden bei dem Leiter der Kinder- und Jugendförderung des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Werner Franz, der das Projekt koordiniert hatte und darüber hinaus als Ansprechpartner zur Verfügung steht, Telefon (06151) 881 1489.

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