Presse-Archiv 2004

Kreis reagiert sensibel auf Bedürfnisse behinderter Menschen

Stockwerke fühlbar

13.12.2004

Darmstadt-Dieburg - An vielen Stellen ist im Landratsamt in Kranichstein das Bemühen erkennbar, Hindernisse für behinderte Besucher auszuräumen. Die Haltestellen von vier Fahrstühlen und die jeweiligen Aufzugkabinen werden jetzt mit taktilen, also fühlbaren Tasten ausgestattet, so dass Blinde das gewünschte Stockwerk ertasten können und nicht lange fragen oder bitten müssen. Auch für Rollstuhlfahrer wird es künftig einfacher, sich ohne fremde Hilfe durch die bis zu neun Etagen zählenden Trakte zu bewegen: Die Aufzugtasten werden tiefer gelegt auf bequem im Sitzen erreichbare 85 Zentimeter Höhe.

Als der Gebäudekomplex in den siebziger Jahren errichtet wurde, fanden die Bedürfnisse von Menschen mit Handicaps noch kaum Beachtung. Als neuer Hausherr legt Landrat Alfred Jakoubek jedoch gerade darauf großen Wert. Als die Behörde im Mai ihren Sitz dorthin verlegte, bargen immerhin die Eingänge, weil ebenerdig angelegt, keine Stolperfallen. Ansonsten aber steckten einige Tücken im Detail, wie Frank Schäfer, beim Kreis Fachmann für Behindertenfragen, schnell herausfand. Mitunter geht es nur um "Kleinigkeiten", die wahrzunehmen es aber einer gewissen Sensibilität bedarf. Zum Beispiel erleichtern starke Kontraste Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit die Orientierung. Also hat man im Landratsamt die Handläufe in den Treppenhäusern kräftig Dunkelrot gestrichen. Sie heben sich dadurch deutlich von den weißen Wänden ab und sind so besser zu erkennen. Aus dem gleichen Grund sollen in Kürze in jeder Etage jeweils die untere und obere Treppenstufe abgesetzt werden. Zurzeit laufen Tests mit verschiedenen Farb- und Materialmustern. Recht groß, auch finanziell, ist der Aufwand für "besondere Bedürfnisse": Eine zweite behindertengerechte Toilette hat der Kreis bereits einbauen lassen, und bei den Plänen für das neue Bürogebäude, das zukünftig die Sozialverwaltung aufnehmen soll, ist ein größräumiges WC von vornherein vorgesehen. "Das Landratsamt ist halt eine gebrauchte Immobilie", räumt Schäfer ein. "Das macht es schwierig, für Barrierefreiheit zu sorgen". Mit den Nachrüstungen seien die Probleme jedoch vorbildlich gelöst.

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