Presse-Archiv 2005

Museumstag im Kreis ist ganz auf Ton abgestimmt

Ziegel, Nippes und kesse Töpfersprüche

29.04.2005

Darmstadt-Dieburg - Den Internationalen Museumstag am Sonntag, 8. Mai, haben neun Heimatmuseen im Landkreis unter ein gemeinsames Leitmotiv gestellt. "Alles aus Ton" heißt es in Hähnlein, Griesheim, Ober-Ramstadt, Pfungstadt, Reinheim, Roßdorf und Seeheim, auf der Veste Otzberg und im Stadt- und Kreismuseum Dieburg.

Was viele fleißige Hände in Archiven und privaten Sammlungen aufgespürt haben, macht deutlich, dass Ton über Jahrtausende hinweg geradezu als Allzweckwerkstoff eingesetzt wurde und dem Handwerk goldene Zeiten bescherte.

Vom groben Steingut aus der Steinzeit bis zur filigranen Sammeltasse spannt das Historienhaus in Hähnlein den Bogen. In Griesheim werden Keramikarbeiten aus sechs Jahrtausenden, beginnend 5000 v. Chr. bis zu den Franken, gezeigt: unter anderem Schnurkeramik, Schminktöpfchen, Flaschen und Knickwandgefäße, die man in früheren Siedlungen fand. Kinder können dort am Museumstag und beim Museumsfest am 22. Mai ihre eigene Kreationen modellieren. Nicht nur die Kunst der Formgebung, sondern auch belehrende, moralisierende, oft lustige, mitunter auch ziemlich deftige Sprüche auf Tellern, Kannen und Vasen sind im Otzberg-Museum zu bestaunen. Daran lässt sich der Berufsstolz der Töpfer ablesen - und ihr Hang zu übersprühendem Humor und beißender Satire. Auf mittelalterliche Keramik der Burg Tannenberg und sehenswerte Stücke aus den Partnergemeinden im Ausland hat sich Seeheim-Jugenheim spezialisiert, wo am 8. Mai das Foyer des neuen Rathauses vor Exponaten strotzt. Reinheim erinnert an Jakob und Georg Neuroth aus Spachbrücken, die im 19. Jahrhundert mit ihrer geheimnisumwitterten Rezeptur für eine schwarze Glasur für Furore sorgten. Scherben mit außergewöhnlichen Mustern und Formen zeugen von Aufstieg und Fall des Töpferhandwerks in Roßdorf zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert. Ober-Ramstadt demonstriert, wie im 19. Jahrhundert mit neuen Geschäftsideen der Markt ankurbelt wurde. Von der weniger nachgefragten Gebrauchskeramik verlegte man sich auf "Schönes für jeden Anlass": dekoratives Geschenkgeschirr, verziert mit aufgedruckten oder aufgeklebten Bildchen, passend für Hochzeit, Geburtstag, Taufe, Jubiläum und alle sonst noch denkbaren Gelegenheiten. Mehr nützlich als dekorativ sind die Stücke, die das Pfungstädter Museum unter der Überschrift "Ton und Lehm als Baumaterial" darbietet: Bodenplatten beispielsweise und Wasserrohre, produziert von ehedem ortsansässigen Ziegeleien. Die Geschichte der Dieburger Tonwarenfabrik Dieto, gegründet 1885, dokumentiert das Stadt- und Kreismuseum Dieburg. Anfangs wurden dort ornamentenverzierte Kacheln und Kachelöfen hergestellt, dann Dauerbrandöfen aus Schamott, später Tonziegel. Gegen Kriegsende und in den Jahren des Wiederaufbaus fertigte die Firma Geschirr, Vasen und Tierskulpturen mit haustypischen gelb-braunen Glasuren, die die Arbeiter anstelle von Löhnen erhielten.

"Jede der neun Museumsadressen ist einen Besuch wert und durchaus auch am Muttertag ein spannendes Ausflugsziel", betont Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries. "Die vielen ehrenamtlichen Helfer verdienen ein dickes Kompliment und großen Publikumszuspruch für ihre hervorragende Arbeit." Das Kulturamt des Kreises hatte die Idee eines gemeinsamen Schwerpunktthemas entwickelt und die rührigen Geister dafür auf Anhieb begeistern können. Da die meisten Sonderausstellungen über den 8. Mai hinaus laufen, haben Interessierte noch eine Weile die Möglichkeit, verschiedene Stationen der Ton-Geschichte anzusteuern.

Info: Genaue Öffnungszeiten und Programm stehen in einem Flyer, der in den Landratsämtern Darmstadt und Dieburg erhältlich ist oder bestellt werden kann (Telefon 06151/881-1011 und 06071/881-2000) sowie im Internet unter http://www.ladadi.de/Museumstag.2307.0.html.

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