Presse-Archiv 2005

Seniorenbeauftragte fordern besseres Entlassungsmanagement

Betreuungsloch nach Klinikaufenthalt

15.06.2005

Darmstadt-Dieburg - Die Seniorenbeauftragten des Landkreises fordern von Krankenhäusern ein besseres Entlassungsmanagement. Infolge der Einführung von Fallpauschalen mit verkürzten Aufenthaltszeiten würden Patienten häufig "überstürzt" und ohne ausreichende Hinweise für die Weiterbehandlung und die notwendigen Medikamente nach Hause geschickt. Vor allem ältere Menschen fielen dadurch in ein Betreuungsloch. Besonders schwierig sei die Situation am Wochenende, wenn man den zuständigen Hausarzt nicht erreichen könne. Angehörige, ambulante Dienste und Heime fühlten sich überfordert und alleingelassen, beklagt Elisabeth Baltzer aus Weiterstadt.

Die ehrenamtliche Seniorenbeauftragte des Kreises hat die Problematik jetzt bei Pflegekonferenzen, die gemeinsam mit dem Büro für Senioren- und Sozialplanung einberufen wurden, mit Vertretern von Heimen, Pflegediensten, Kommunen und verschiedenen Organisationen wie Caritas, DRK und VdK aus Erzhausen, Weiterstadt, Griesheim und Pfungstadt erörtert. Alle Seiten bestätigten Schwächen im System und bemängelten ein allgemeines Desinteresse vieler Kliniken an der nachgeschalteten Versorgung. Die AOK, die eigens Pflegeberater für den häuslichen Bereich beschäftigt, berichtete, dass Entlassungsbriefe mit den entsprechenden Instruktionen mitunter erst einträfen, wenn die Patienten schon zwei bis drei Wochen zu Hause seien. Überhaupt keine Zeit, eine medizinische Betreuung auch nur ansatzweise vorzubereiten, blieb in einem anderen Fall. Da kam die Aufforderung des diensthabenden Arztes mitten in der Nacht: Der ältere Herr müsse umgehend abgeholt werden, sein Bett werde dringend gebraucht. Um sich vor Überraschungen einigermaßen abzusichern, sind manche Pflegeeinrichtungen inzwischen dazu übergegangen, immer schon donnerstags anzufragen, ob zum Wochenende hin mit Entlassungen zu rechnen sei.

In den nächsten Monaten stehen weitere Pflegekonferenzen an. Dabei wollen die anderen drei Seniorenbeauftragten des Kreises weitere Erfahrungen zusammentragen. Robert Middel ist zuständig für Alsbach-Hähnlein, Bickenbach, Modautal, Mühltal, Ober-Ramstadt und Seeheim-Jugenheim, Hanna Bengeser für Dieburg, Eppertshausen, Groß-Zimmern, Messel, Münster und Roßdorf, Richard Siegler für Babenhausen, Fischbachtal, Groß-Bieberau, Groß-Umstadt, Otzberg, Reinheim und Schaafheim. Privatpersonen können unerfreuliche Erlebnisse an das Seniorenbüro im Landratsamt Dieburg melden (Telefon 06071/881 2004). Mit den gesammelten Erkenntnissen im Gepäck wollen die Seniorenbeauftragten an die Sozialdienste der Krankenhäuser in der Region herantreten und auf bessere Kooperation dringen.

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