Presse-Archiv 2005

Aus Projektarbeit von Schülern wird ein Kulturdenkmal

Alte Landwehr rekonstruiert

25.04.2005

Darmstadt-Dieburg - Eigentlich, so berichten die Schüler der ehemaligen Klasse 9G3 der Albert-Einstein-Schule in Groß-Bieberau, ging es vor fünf Jahren nur darum, eine Projektwoche "möglichst locker" hinter sich zu bringen. Aus dem gemütlichen Zeitvertreib ist, wie Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries lobend anmerkt, ein Musterbeispiel dafür geworden, wie durch anschauliche Lehrmethoden Faszination für Geschichte, Natur- und Heimatkunde entsteht. Auf Anregung ihres Klassenlehrers Horst Rapp beschäftigten sich die jugendlichen Heimatforscher nämlich mit dem Thema Landwehr zwischen Groß-Bieberau und Wersau und schufen mit ihrer Arbeit ein Kulturdenkmal.

Eine Landwehr, so recherchierten die Hobby-Heimatkundler, ist eine altertümliche Territorialgrenze, vergleichbar etwa mit einer Stadtmauer im ländlichen Raum zu vergleichen ist. In einfachster Ausführung besteht so eine Anlage aus einem Graben mit dahinter aufgeschüttetem Wall. Die einst darauf gepflanzten typischen Gehölze wie Feldahorn und Hainbuche wurden "auf den Stock" geschnitten und zur Erde gebogen. Die neuen Austriebe haben dann als undurchdringliches "Gebück" eine natürliche Grenze geschaffen, die nur schwierig überschritten werden konnte und außerdem den Warentransport kontrollierbar machte. Denn auch schon vor mehreren hundert Jahren waren Zoll und Maut ein Thema. Der Zoll musste an einem so genannten Schlag entrichtet werden, der oft von Wachmannschaften oder einem Schlagbaum gesichert war. Entlang einer Landwehr herrschten strenge Sitten, Zerstörungen wurden hart bestraft. So sind beispielsweise aus dem Rheingau Akten bekannt, die bekunden, dass das Abschneiden von Zweigen mindestens zehn Goldgulden kostete, das Brennholzschlagen wurde durch Abschlagen der rechten Hand geahndet und das Anlegen eines Pfades durch das Gestrüpp hatte die Todesstrafe zur Folge.

Die von den Schülern rekonstruierte Landwehr befindet sich am Verbindungsweg zwischen Groß-Bieberau und Wersau am Waldrand. Sie ist etwa 30 Meter lang und fünf Meter breit. Eine Aufwertung erhält die Anlage durch einen Hinkelstein, den ein Landwirt vor einigen Jahren auf seinem Acker in Wersau gefunden hatte. Das Schulprojekt fand schnell Aufmerksamkeit. Positives Interesse bekundeten der Verein  Museumsstraße Bergstraße-Odenwald, die Kreisdenkmalpflege war begeistert, der Naturschutz signalisierte Zustimmung.

Als Zeichen der Wertschätzung und als Hinweis, dass die Landwehr im Einzugsbereich der Museumsstraße Odenwald-Bergstraße liegt, überreichen Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries und Landrat Horst Schnur vom Odenwaldkreis ein Informationsschild an den Magistrat der Stadt Groß-Bieberau. Spaziergänger, Wanderer oder Radfahrer werden damit auf das Kleinod hingewiesen.

zurück...