Presse-Archiv 2007

Teilweise an der Realität vorbei

05.10.2007

Darmstadt-Dieburg - Nachdem das Bundesfamilienministerium den "Familienatlas 2007" vorgestellt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg in Teilbereichen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt hat, kündigt Erster Kreisbeigeordneter Klaus Peter Schellhaas an, dass man den Vergleich respektieren und sich mit einigen Ergebnissen auseinander setzen werde. Während der Landkreis in den Handlungsfeldern "Vereinbarkeit Familie und Beruf", "Wohnsituation und Wohnumfeld", "Arbeitsmarkt" und "Demografie" durchaus passable Werte erzielte und bundesweit im vorderen Mittelfeld liegt, gab es bei den Bereichen Ausbildung und Bildung sowie Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche schlechte Noten.

Klaus Peter Schellhaas sieht daher einige Parameter des Familienatlas` eher kritisch. Ein der Realität entsprechender Vergleich sei vor dem Hintergrund der Sondersituationen der neuen Bundesländer und der Ballungsräume nicht möglich. So mache es wenig Sinn, sich beispielsweise bei den Feldern Bildung und Ausbildung sowie Freizeitangebote auf reine statistische Zahlen zu verlassen und die Praxis außer Acht zu lassen. Gerade in diesen beiden Bereichen seien unter den ersten hundert kreisfreien Städten und Landkreisen hauptsächlich oder - wie bei der Freizeit - ausschließlich ostdeutsche Regionen vertreten. Außerdem sei nicht unbedingt die Quantität verschiedener Angebote für ein gutes Umfeld entscheidend, sondern die Qualität. So sei im Landkreis beispielsweise bei der Kindertagesbetreuung die Verbesserung des Angebots stets unter dem Vorzeichen Qualität gestanden. Auch bei der Wohnsituation oder dem Wohnumfeld müsse berücksichtigt werden, ob es sich um eine rein ländliche Gegend oder um einen Ballungsraum handele. 

Äußerst kritisch sieht der Erste Kreisbeigeordnete die laut Familienatlas schlechte Situation des Landkreises auf dem Gebiet der Ausbildung und Bildung. Gerade bei der Bildung bekomme der Landkreis die Schulpolitik des Landes zu spüren. "Hier wird etwas verglichen, was überhaupt nicht im Ermessen des Landkreises liegt", sagt Schellhaas mit Blick auf Wiesbaden und verweist auf Parameter wie Schülerzahl je Klasse oder Zahl der Unterrichtsstunden. Selbst im Familienatlas werde erwähnt, dass die Ergebnisse im Handlungsfeld Bildung und Ausbildung sehr stark von den jeweiligen Bundesländern abhängig seien.

Klaus Peter Schellhaas hinterfragt in einigen Punkten sogar die Sinnhaftigkeit des Familienatlas`. Wenn als Kriterium für hervorragende Freizeitangebote die Zahl der Leinwände pro 100 000 Einwohner, also Kinos, herhalten müsse und der Landkreis gerade deswegen hinten runterfalle, weil seine Bewohner nach Darmstadt oder nach Aschaffenburg ins Kino gehen, sei das Vorgehen mindestens überlegenswert. Ähnlich verhalte es sich mit den Bibliotheken. In keiner Statistik sei die mobile Bibliothek des Jugendamts des Landkreises enthalten, dabei sei sie das ganze Jahr über ausgebucht. Auch hier fehle der Bezug zur Realität.

"Ungeachtet mancher Ungereimtheit werden wir das Ergebnis analysieren und, wenn notwendig, handeln", verspricht Klaus Peter Schellhaas. Er verwahrt sich allerdings gegen das vom Familienatlas dem Kreis zugeteilte Attribut "passive Region". Man sei alles andere als passiv, betont Schellhaas, allein die Konzepte für die demografische Entwicklung oder das stetige Vorantreiben der familienfreundlichen Schulen mit entsprechenden Betreuungsangeboten zeige, dass der Landkreis nicht untätig sei. "Die Realität ist, dass wir gerade auf diesem Gebiet Millionen Euro investiert haben", sagt Schellhaas, "doch nicht alle positiven Ergebnisse tauchen in einer Statistik auf".

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