Presse-Archiv 2007

Sechstes Arbeitsgespräch zu Sicherheit und Prävention

Der Sucht rechtzeitig vorbeugen

28.03.2007

Darmstadt-Dieburg - Im Mittelpunkt des sechsten Arbeitsgesprächs zum Thema Sicherheit und Prävention standen die Sicherheitsanalyse 2006 des Polizeipräsidiums und kommunale Handlungsleitlinien zur Alkoholprävention. An der auf Initiative von Landrat Alfred Jakoubek entstandenen Runde nehmen Vertreter des Polizeipräsidiums, des Landkreises und der 23 Kreiskommunen teil. Ziel ist es, Problemfelder zu erörtern, Gegenmaßnahmen anzuregen oder Erfahrungen auszutauschen.

In seinem Rückblick betonte Polizei-Vizepräsident Roland Desch, dass 2006 ein besonderes Jahr für die Polizei gewesen sei. Als Stichworte nannte er die Fußball-Weltmeisterschaft, diverse rechtsgerichtete Veranstaltungen - "die haben wir in gebührender Form klein gehalten" -, aber auch den, wie er sagte, guten Stand der Kriminalität mit einer positiven Aufklärungsquote. Polizeidirektor Helmut Biegi lieferte dazu die Zahlen für den Landkreis. Die Straftaten seien um rund 1000 auf knapp 11500 zurückgegangen. Er führte dies unter anderem auf verstärkte Kontrollen und viel Überwachung zurück. Die Aufklärungsquote liege bei mehr als 51 Prozent. Obwohl bei den Verkehrsunfällen ein leichter Anstieg zu verzeichnen sei, bewege man sich, so Biegi, mit 4500 Unfällen im Landkreis auf dem Niveau der Vorjahre. Markant sei jedoch die Zunahme der Unfälle mit Radfahrern. Angesichts sinkender Verkehrsmoral der Radler und immer mehr Fahrraddiebstählen richte das Polizeipräsidium im Jahr 2007 sein Hauptaugenmerk auf das Thema Radfahren. Landrat Jakoubek zeigte sich mit den Zahlen der Sicherheitsanalyse, vor allem mit der Kriminalitätsrate, zufrieden und attestierte der Polizei eine hervorragende Arbeit.

Vor dem Hintergrund, dass Alkoholmissbrauch - gerade auch bei Jugendlichen - eine immer größere Rolle spielt, präsentierte Sabine Heilmann vom kommunalen Arbeitskreis Suchtprävention Pfungstadt (KAP) das Konzept und die Arbeit der inzwischen preisgekrönten Organisation. Der Arbeitskreis befasst sich mit allen Suchtbereichen, von der Spiel- und Arbeitssucht bis hin zu legalen und illegalen Drogen, hat aber vor allem den Alkoholmissbrauch im Fokus. Sabine Heilmann nannte dabei ernüchternde Zahlen: 20 Prozent der Kinder unter zehn Jahren haben bereits Erfahrung mit Alkohol, bei den unter Zwölfjährigen liegt die Quote gar bei 35 Prozent. Dem gegenüber stehen jedoch auch immer mehr ältere Menschen, die verstärkt Alkohol zu sich nehmen.

Auf dem Weg zu einer suchtfreien Stadt hat die Arbeitsgruppe viele gesellschaftliche Gruppen in Pfungstadt eingebunden. Dazu gehören die Lehrer und Ärzte genauso wie Versicherungen, Apotheken, Kirchen, Erziehungs- und Familienberatung, Vereine und zum Teil sogar Gaststätten. Zum ersten Mal sind in diesem Jahr Fahrschulen mit im Boot. Zusammenarbeit mit relevanten Gruppen, auch mit der Fachstelle Suchtprävention des Landkreises, diverse Workshops, Diskussions- und Gesprächsrunden sowie die Früherkennung und Frühintervention sollen in Pfungstadt die Zielvorgabe "Null Promille" bei der Arbeit, im Verkehr und bei Veranstaltungen verwirklichen. Vor allem gelte es, mangelndes Wissen über Alkohol und dessen Folgen auszumerzen. Auch wolle man in Pfungstadt gegen das bei Jugendlichen oft übliche Rauschtrinken vorgehen. 

Als Fazit des interessanten Berichts aus Pfungstadt regte Landrat Alfred Jakoubek eine Erhebung im Kreis an, um festzustellen, wo es bereits Präventionsräte gibt beziehungsweise wo noch Nachholbedarf besteht. "Jede Kommune sollte sich mit dem Thema beschäftigen", meinte der Landrat. Außerdem wäre es ein Gewinn, wenn Ärzte vor Ort zur Mitarbeit gewonnen werden könnten, um zielgerichtete Beurteilungen zu bekommen. Bei allen Anstrengungen dürfe man jedoch nicht vergessen, dass man die Eltern-Verantwortung nicht übernehmen könne. "Im Gegenteil, wir müssen die Eltern stärken", so der Landrat.

 

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