Presse-Archiv 2008

Ein Sommerphänomen wird zur ständigen Plage

Tagein, tagaus Ärger mit der Laus

21.05.2008

Darmstadt-Dieburg - Noch vor ein paar Jahren waren Kopfläuse ein Sommerphänomen und hatten, meist als ungewolltes Urlaubssouvenir eingeschleppt, nach den großen Ferien Hochsaison in Kindergärten und Grundschulen. Inzwischen kennt die Plage keine Pause. “Irgendwo juckt es praktisch immer”, sagt Gesundheitsamtsleiterin Dr. Iris Hofstetter und berichtet von rund 660 Fällen im vergangenen Jahr.

Trotz dieser Häufigkeit existieren immer noch falsche Vorstellungen. Eltern reagieren entsetzt und peinlich berührt: “Wir sind doch so auf Sauberkeit bedacht …” Oder sie fordern vehement die chemische Keule: “Da muss sofort ein Kammerjäger her und das ganze Gebäude ausräuchern!” Beides hält Hofstetter nicht für sachgerecht. Läuse kommen in den besten Familien vor und sind kein Grund, sich zu schämen. Frisch gewaschenes Haar wirkt auf die kleinen Blutsauger sogar besonders anziehend. Sie sind lästig und hartnäckig, aber keine gefährlichen Krankheitsüberträger. Der Einsatz von Pestiziden wäre völlig überzogen und ginge ohnehin am Ziel vorbei. Dagegen sind Gründlichkeit, Ausdauer und die zuverlässige Mitarbeit der Eltern das A und O einer wirksamen Bekämpfung. Mit einer Informationskampagne möchte das Gesundheitsamt offenbar noch bestehende Kenntnislücken schließen. Dazu wurden alle Kinderbetreuungsstätten und Grundschulen in Darmstadt und im Landkreis Darmstadt-Dieburg angeschrieben, mit frisch aufgelegten Broschüren eingedeckt und mit einem Elternbrief versorgt, der im Ernstfall in den Gruppen bzw. Klassen verteilt werden soll. Darin steht Schritt für Schritt, was zu tun ist. In der Regel ist vom Befund bis zur Entwarnung ein 17-Tage-Programm einzuhalten. Um wirklich alle zu erreichen, folgen der deutschen Version noch Übersetzungen in türkisch, arabisch, russisch, serbokroatisch und anderen Sprachen. Zur Sicherheit und für den durchschlagenden Erfolg müssen die Eltern - und das ist neu - schriftlich bestätigen, dass sie ihr Kind auf Kopfläuse und Nissen untersucht und, wenn erforderlich, behandelt haben. Dafür entfällt das bisher für die Rückkehr betroffener Kinder in die Gruppe notwendige Attest.

Wie man die sandkorngroßen, leicht mit Schuppen zu verwechselnden Eier mit Hilfe von Haarspülung, Spezialkamm und gegebenenfalls Lupe identifiziert, beschreibt die Anleitung ebenso wie die richtige Anwendung von Läusemitteln und notwendige Begleitmaßnahmen hinsichtlich Kuscheltieren, Handtüchern, Bettwäsche, Mützen, Polster und was sonst mit Kopfläusen in Berührung kommen kann. Dem Lausproblem sollte ernsthaft, jedoch auch mit einer gewissen Gelassenheit begegnet werden, empfiehlt das Gesundheitsamt. Mit “Laus-Detektiv-Spielen” etwa könne die mühselige Haarkontrolle sogar mit Spaß absolviert und dem Juckdrama der Schrecken genommen werden.

In ganz hartnäckigen Fällen oder bei großer Besorgnis stehen die Gesundheitsaufseher der Behörde Eltern gerne auch für eine persönliche Beratung zur Verfügung (Tel. 06151/33090).

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