Presse-Archiv 2008

Stichhaltige Gegenargumente

29.07.2008

Darmstadt-Dieburg - Eigentlich ist es eine verkehrte Welt: Wir fürchten uns vor Wespen und Hornissen, obwohl die Insekten viel mehr berechtigte Angst haben müssten, von uns erschlagen zu werden. Vor allem im August liegen neben der Kuchengabel oft die Fliegenklatschen, um den Störenfrieden den Garaus zu machen. Dabei sind die Minibrummer alles andere als gefährlich, wie Artenschützer Karsten Heinrich von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises betont. Ungemach droht lediglich, wenn sie sich angegriffen fühlen. "Da haben die Wespen stichhaltige Gegenargumente", weiß Heinrich.

Dass die Wespen im Spätsommer so nervige Aktivitäten rund um Kuchenteller und Limo-Gläser entwickeln, liegt schlicht und einfach daran, dass sie arbeitslos sind. Seit dem Frühjahr waren sie damit beschäftigt, ihren Staat langsam aber stetig aufzubauen. Doch jetzt hat der Wespenstaat seinen Zenit überschritten, die Larven sind ausgeschlüpft, die Wespen haben nichts mehr zu tun. Aus purer Langeweile und mit großer Lust auf Essbares stürzen sie sich daher bevorzugt auf Süßes. Allerdings belästigen nur zwei Wespenarten den Menschen: die Gewöhnliche Wespe und die Deutsche Wespe. Alle anderen der insgesamt 16 in Deutschland beheimateten Wespenarten zeigen den Menschen die kalte Taille und widmen sich viel lieber dem Insektenvertilgen. Ein kleiner Wespenstaat kann pro Tag mehr als 3000 Fliegen und Mücken verzehren - das ist auch ein Grund, warum die Tiere so nützlich sind.

Das Zusammenleben mit den Wespen - zumindest während der Essenszeiten - lässt sich erträglicher gestalten, wenn einige Ratschläge beachtet werden:

  • keine Speisen ohne Abdeckung draußen stehen lassen, weil die Düfte logischerweise anlocken,
  • Getränkebecher immer abdecken, Kinder sollten mit Strohhalm trinken,
  • im Sommer, besonders im Schwimmbad, nicht barfuß über Wiesen laufen,
  • halbierte Zitronen mit Nelken bespicken (Wespen mögen den Geruch nicht),
  • Wespen durch eine entfernt aufgestellte Nahrungsquelle vom Kaffeetisch ablenken,
  • Wespen in einem umgestülpten Glas ruhig stellen.

Haben die Wespen ihr Domizil in unmittelbarer Nähe der Terrasse oder des Balkons gebaut, rät Artenschutzbeauftragter Karsten Heinrich, den Nestbereich nicht zu erschüttern und auf hektische Bewegungen zu verzichten. Nicht verstellt werden sollte die direkte Flugbahn zum Einflugloch im Wespennest und man sollte auch der Versuchung widerstehen, den Start- und Landepunkt der Wespen anzupusten oder sonst wie zu bearbeiten.

Während Wespen im Spätsommer auf Marmelade, Kuchen und Limonade regelrecht süchtig sind, verschmähen Hornissen das gesüßte Warenangebot auf den Tischen. Tatsächlich entwickeln Hornissen viel weniger Angriffslust als Wespen, sie haben sogar den Vorteil, dass sie Wespen auf dem Speiseplan haben. Ein Hornissenstaat kann in der Hochsaison schon mal kiloweise Insekten fressen, ihr Stachel dient hauptsächlich dazu, Fliegen und Ähnliches zu töten. Im Übrigen ist die Formel "drei Hornissenstiche töten ein Kind, fünf einen Mann und sieben ein Pferd" kompletter Unsinn und durch Loriot unnachahmlich widerlegt, indem er einmal süffisant bemerkte, dass ein Pferdebiss ausreicht, um eine Hornisse zu töten. Tatsache ist, dass Hornissengift nicht gefährlicher als beispielsweise Bienengift ist.

Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises hat auf ihrer Internetseite (www.ladadi.de/artenschutz) Tipps für den Umgang mit Wespen und Hornissen parat. Außerdem kann dort eine Liste mit den Wespenberatern in den 23 Kreiskommunen abgerufen werden. Sie stehen, im vermeintlichen Notfall, mit gutem Rat zur Verfügung.

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