Presse-Archiv 2011

„Aktion Vorbild“ – Sevilay Aslan aus Dieburg

„Ich gehe optimistisch durchs Leben“

22.08.2011

Sevilay Aslan aus Dieburg.

Darmstadt-Dieburg – Im Landkreis Darmstadt-Dieburg leben 30 000 Menschen mit ausländischem Pass. Zählt man auch diejenigen dazu, dieeingebürgert sind oder eine Familie mit Wurzeln in anderen Ländern haben, blicken noch erheblich mehr Bewohner des Landkreises auf eineZuwanderungsgeschichte zurück. Dass viele Menschen, deren Herkunftsland nicht Deutschland ist, eine Erfolgsgeschichte geschrieben haben, von der selbst mancher Deutscher nur träumen kann, geht allzu oft unter. Für das Projekt „Aktion Vorbild“ haben die Mitarbeiterinnen des Interkulturellen Büros des Landkreises Darmstadt-Dieburg  Menschen befragt, die sich im Landkreis integriert fühlen und Karriere gemacht haben.Was ihnen dazu verholfen hat, in Deutschland daheim und beruflicherfolgreich zu sein, zeigen ihre Porträts.

Dieburg – Sevilay Aslan ist 1968 in der Türkei geboren und lebt heute in Dieburg. Sie arbeitet als Erzieherin und ist mit diesem Beruf sehr glücklich. Zusätzlich hilft sie ihrem Mann, der ein Kebabhaus führt. Ihr Sohn ist 17 und geht in die zehnte Klasse. Als Sevilay Aslan 1978 nach Deutschland kam, war sie zehn Jahre. Ihr Vater war schon ein paar Jahre vorher wegen einer Arbeitsstelle nach Deutschland gekommen, 1976 reisten ihre Mutter und ihr jüngerer Bruder nach. Sevilay Aslan blieb zunächst bei Verwandten in der Türkei und besuchte die Grundschule. Ihre älteren Geschwister lebten bei der Oma in einer türkischen Großstadt und gingen dort auf eine höhere Schule. In den türkischen Sommerferien 1978 kam Sevilay Aslan erstmals nach Deutschland. Ihre Eltern fragten sie, ob sie hier bleiben wolle und sie sagte Ja.

Die Familie lebte anfangs in Urberach. Sevilay Aslan stieg in der Schule in die fünfte Klasse ein. Außer ihr gab es kein einziges türkisches Kind. Auch wenn in ihrem Elternhaus türkisch gesprochen wurde, hat ihr Vater viel Wert darauf gelegt, dass seine Kinder die deutsche Sprache lernen, zur Schule gehen und eine Ausbildung machen. In der Schule lernte sie deutsch und englisch gleich mit, während andere Kinder Religionsunterricht hatten. „Zuhause habe ich die türkische Erziehung genossen, in der Schule habe ich die deutsche Kultur gelernt. Ich habe beide Kulturen“, fasst Sevilay Aslan ihre Identität zusammen. Den Realschulabschluss machte sie an der Gesamtschule in Ober-Roden und besuchte anschließend das Wirtschaftsgymnasium in Obertshausen. Sie hat sich stets von ihren Lehrern unterstützt gefühlt, mit einer Lehrerin telefoniert sie noch heute. „Mich haben viele Leute ermuntert, meinen Weg zu gehen. Ich war auch immer motiviert“. Weil Sevilay Aslan eine große Begabung für Sprachen hat, wurde ihr angeboten für ein Jahr nach England zu gehen. Sie sprach mit ihrem Vater, der sehr dafür war, dass seine Tochter noch mehr lernte, jedoch dagegen war, dass sie ins Ausland ging.

In der Zeitung las Sevilay Aslan ein Angebot für ein Vorpraktikum für Erzieherinnen und Erzieher, bewarb sich, stellte sich vor und bekam sofort die Stelle. „Zunächst war der Beruf nicht unbedingt das, was ich wollte, aber dann habe ich gemerkt, dass es mein Ding ist, mit Kindern zu arbeiten“, erzählt Sevilay Aslan. In dem Kindergarten, in dem sie heute arbeitet, gibt es relativ viele Kinder aus Migrantenfamilien. „Ich bin da oft als Übersetzerin gefragt. Ich freue mich, wenn ich den Kindern und Eltern helfen kann“, so Sevilay Aslan. Sie findet es wichtig, dass diese Kinder auch Kontakt zu deutschen Kindern haben, nicht nur im Kindergarten oder in der Schule, sondern auch darüber hinaus. Ihre türkische Kultur gibt sie auch ein Stück weit an ihre deutschen Kolleginnen weiter: „Ich habe ihnen etwas türkisch beigebracht“.

Sevilay Aslan fühlt sich insgesamt in Deutschland aufgenommen, von den Eltern der Kindergartenkinder und ihren Kollegen wird sie sehr respektiert. Sie hat mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, „nicht weil ich unbedingt Deutsche sein wollte“, sondern weil es mit einem deutschen Pass leichter sei zu reisen.

                                                                                             

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