Presse-Archiv 2011

Öffentliche Belobigung für Wolfgang Saal aus Reinheim

Ein Zeichen gegen die Unkultur des Wegschauens

13.05.2011

Darmstadt-Dieburg – Er wird diesen Tag vermutlich nie vergessen, unauslöschlich werden die Bilder bei ihm bleiben: Wolfgang Saal (51) aus Reinheim hat vor einem Jahr bei einem tragischen Verkehrsunfall nahe dem Otzberger Ortsteil Nieder-Klingen, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen, Mut und Zivilcourage bewiesen, wo andere wegschauten und vorbeigefahren sind: Zwei Kinder, damals drei und sechs Jahre alt,  hat Saal mit seinem beherzten Einsatz aus dem Unfallfahrzeug gerettet und sich dann um den sterbenden Fahrer gekümmert. Die Kinder kamen mit der Verdachtsdiagnose lebensbedrohlicher Verletzungen mit dem Rettungshubschrauber in Kliniken nach Frankfurt/Main und Mainz.

Landrat Klaus Peter Schellhaas sprach Wolfgang Saal jetzt im Namen des Hessischen Ministerpräsidenten, Volker Bouffier, eine öffentliche Belobigung aus. „Eine Urkunde, die mehr ist als jeder Orden und jedes Ehrenzeichen, weil Sie mit Ihrem persönlichen Einsatz dafür gesorgt haben, dass junges Leben geborgen werden konnte“, so Landrat Schellhaas in seiner Ansprache. Wolfgang Saal habe in einer „unvorstellbar schwierigen Situation Hilfe geleistet, agiert, Trost gespendet, Mut und Mitmenschlichkeit gelebt und die Welt so ein bisschen wärmer gemacht“, sagte der Landrat: „In einem solchen Moment emotionaler Tiefe Leben zu schützen – das ist beispielhafte Zivilcourage und ein Signal an unsere Gesellschaft.“

Winfried Steinhaus, beauftragter Pfarrer für die Notfallseelsorge im Landkreis Darmstadt-Dieburg und seit dem schrecklichen Verkehrsunfall Wegbegleiter Wolfgang Saals, bezeichnete Saal als „einen bescheidenen, zurückhaltenden Menschen, der nicht im Rampenlicht stehen möchte.“

Und dennoch sei die Belobigung Saals ein „wichtiges, ein nötiges Zeichen gegen die Unkultur des Wegschauens“, so Pfarrer Steinhaus: „Das Wirken Wolfgang Saals soll aufrütteln, sein Handeln ist das Gegenbild zum Gaffen und passiven Zuschauen, wie jüngste Ereignisse in U-Bahnstationen und anderswo aktuell wieder deutlich machen.“

Wolfgang Saal habe durch seine Zivilcourage gezeigt, wie es sein soll: „Nicht wegsehen, sondern helfen und zur Seite stehen, eingreifen und Trost spenden – so sollte es sein“ appellierte der Pfarrer. Und: „Mindestens Hilfe rufen kann jeder! Wolfgang Saal hat viel mehr getan als das – und das wird unvergessen bleiben!“

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