Presse-Archiv 2011

Tiermediziner behandeln bei Flutlicht rund 600 Tiere nahe Habitzheim

Nachtschicht unter Schafen

04.10.2011

WARTEN AUF... den Tierarzt: Rund 600 Schafe harren unter Flutlicht aus, um sich untersuchen zu lassen.

LINDERUNG nach der Rasur verschaffen Medikamente für die von Maden bafallenen Schafe.

Darmstadt-Dieburg – Ungewöhnlicher Einsatz des Darmstadt-Dieburger Veterinäramtes auf einer Weidefläche zwischen Habitzheim und Semd: Weil eine Schafherde von Schmeißfliegen befallen war, kam es am Freitagabend (30.) zwischen 19.30 Uhr und 2.30 Uhr am frühen Samstagmorgen zu einer beachtlichen Massenuntersuchung von 564 Schafen. Neben Amtstierärztin Dr. Christa Wilczek und Mitarbeiterinnen des Veterinäramtes war auch die Ambulanz der tierärztlichen Universität Gießen mit drei schafkundigen Tierärzten und einer Veterinärmedizin-Studentin im Einsatz, das Technische Hilfswerk Groß-Umstadt sorgte für die notwendige Flutlicht-Beleuchtung, der Tierhalter und seine Helfer fingen die Tiere ein und kümmerten sich um das Scheren der Schafe.

Ermittlungen des Veterinäramtes hatten zuvor ergeben, dass in den vergangenen Tagen mehrere Lämmer auf der Weidefläche bei Habitzheim verendet waren – Ursache: Madenbefall. Besonders die grünblau-metallisch schimmernden Goldfliegen legen ihre Eier auf feuchter und nach Durchfällen kotverschmierter Wolle ab, innerhalb nur weniger Stunden schlüpfen aus diesen Eiern Maden, die sich in die Haut der Schafe einbohren und sie zerstören. Wegen der Freisetzung von giftigen Stoffwechselprodukten durch die Maden können die Tiere sterben.

Während der Nachtschicht und unter Flutlicht wurden die Schafe einzeln tierärztlich untersucht und behandelt. Bei rund 100 stark verkoteten Tieren war das Ausscheren von Schwanz und Beckenregion mit anschließenden weitergehenden Untersuchungen erforderlich. Ein weiteres Lamm musste eingeschläfert werden, alle anderen Tiere sind auf dem Weg der Besserung. Die für das Veterinärwesen im Landkreis verantwortliche Dezernentin, Erste Kreisbeigeordnete Rosemarie Lück, dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz und lobte besonders die Kooperation zwischen dem Veterinäramt und dem THW Groß-Umstadt.

Die Kosten der ungewöhnlichen Aktion werden derzeit ermittelt, zahlen wird den Einsatz wohl der Tierhalter, gegen den zudem Strafanzeige gestellt wurde: Er hatte eindringliche Aufforderungen der Veterinäre, die Situation seiner Tiere zu verbessern, zuvor ignoriert.

Das Veterinäramt macht darauf aufmerksam, dass Fliegenmadenbefall nicht nur bei Schafen, sondern insbesondere auch bei Kaninchen und Meerschweinchen auftreten kann – bevorzugt in den Monaten August bis Ende Oktober bei warmer Witterung.

Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Analregion der Tiere trocken und sauber ist: Schmeißfliegen legen an kotverschmierten und feuchten Hautstellen ihre Eier ab. Eine tägliche Kontrolle der Tiere, besonders bei Freilandhaltung, ist notwendig – bei Verdachtsfällen ist eine umgehende tierärztliche Versorgung nötig. Gefahr für Menschen besteht nicht.

 

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