Presse-Archiv 2013

Faire Sprache nennt Frauen und Männer

12.08.2013

Darmstadt-Dieburg – In der Kreisverwaltung Darmstadt-Dieburg gehört es zum guten Stil, dass Briefe, Broschüren, Flyer, Aushänge und Informationen im Internet so formuliert werden, dass Frauen und Männer sich gleichermaßen und fair angesprochen fühlen. Damit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die geschlechtergerechte Wortwahl auch in Zweifelsfragen gelingt, hat die Abteilung für Chancengleichheit vor einiger Zeit Flyer, Aufsteller und Schreibtischunterlagen unter dem Motto „Fair in der Sprache“ erstellt. Nachzulesen sind darauf gute Formulierungsvorschläge und außerdem wird angeregt, einen neuen Blick beim Schreiben einzunehmen, aus dem sich fast von selbst die zeitgemäße Wortwahl ergibt.

„Die Texte, die in den Abteilungen entstehen, haben sich verändert, weil es dank unserer Materialien leicht ist, geschlechtergerecht zu schreiben“, stellt Monika Abendschein, Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit, zufrieden fest. Zudem stoße „Fair in der Sprache“ bei den Führungskräften und der Belegschaft auf Verständnis, weil ihnen einleuchte, dass sich mit der ausschließlichen Verwendung männlicher Formen nicht alle gemeint fühlen. „Denken Sie nur einmal an den Begriff Bürgermeister. Wen sehen Sie da vor Ihrem inneren Auge? Sprachstudien zeigen, dass die Maskulinform beim Zuhören oder Lesen die Vorstellung einer männlichen Person fördert. Wo bleiben da die Bürgermeisterinnen unseres Landkreises?“, fragt Monika Abendschein.

Die beste Wahl, findet Monika Abendschein, sei immer noch die Paarformel, das heißt, Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Erzieherinnen und Erzieher zu nennen. Doch gerade wenn viele Personengruppen in einem Text genannt werden, liest sich das sehr sperrig. Für Abhilfe sorgen neutrale Begriffe und der Plural, dabei wird aus „die Mitarbeiter“ „die Belegschaft“, aus „Ehepartnern“ „Eheleute“ und aus „Teilnehmern“ „Teilnehmende“. Manchmal helfen schon einfache Aktiv-Sätze wie „Den Antrag stellen Martina Maier und Klaus Schmid“, statt „Antragsteller sind Martina Maier und Klaus Schmidt“. Wirkungsvoll sind auch Konstruktionen wie „Wer das Beratungsangebot nutzt…“ statt „der Nutzer des Beratungsangebots“, oder auch „alle sind herzlich eingeladen“, statt „jeder ist herzlich eingeladen“ und „das glaubt niemand“, statt „das glaubt keiner“. Schrägstrichvarianten wie „technische/r Mitarbeiter/in als Abteilungsleiter/in gesucht“ sind für Monika Abendschein ein Tabu. Stattdessen schlägt sie vor: „Wir suchen eine technische Fachkraft für die Leitung der Abteilung…“ zu schreiben.

„Sprache ist zum großen Teil Konvention und von gesellschaftlichen Gegebenheiten geprägt“, sagt Monika Abendschein. Dass diese nicht unveränderlich ist, davon ist Abendschein überzeugt. „Wir brauchen uns nur die unterschiedlichen Generationen des Dudens anschauen und es wird sichtbar, wie Sprache sich immer wieder anpasst“. Es sei höchste Zeit, eine Sprache zu sprechen und zu schreiben, die Frauen und Männer gleichermaßen meint und benennt. „Viel braucht es dafür nicht“, sagt Monika Abendschein, „Fantasie, etwas Übung und guter Wille reichen schon aus“. Inzwischen hat die anfänglich nur für die Kreisverwaltung Darmstadt-Dieburg entwickelte Aktion auch in anderen hessischen Landkreisen Nachahmung gefunden. Der Hessische Landkreistag hatte in einer Veröffentlichung auf „Fair in der Sprache“ hingewiesen und damit Aufmerksamkeit erzeugt.

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