Presse-Archiv 2014

Landkreis sichert auf Wunsch der Kommune die ambulante Versorgung in Ober-Ramstadt

Schulterschluss für die Gesundheit

07.04.2014

Darmstadt-Dieburg - Es ist ein Schulterschluss zur bestmöglichen gesundheitlichen Versorgung der Menschen im vorderen Odenwald: Auf Initiative der Stadt Ober-Ramstadt gründet der Landkreis Darmstadt-Dieburg in Kooperation mit den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Ober-Ramstadt. Zu diesem Zweck übernimmt der Landkreis die Praxisanteile einer bereits bestehenden ärztlichen Praxis- und Berufsausübungsgemeinschaft. Das hat der Kreistag Darmstadt-Dieburg am Montag (7.) beschlossen.

„Wir gestalten damit ein Stück Zukunft in der hausärztlichen Versorgung in Ober-Ramstadt“, so Landrat Klaus Peter Schellhaas „Mit dem neuen ´Zentrum für medizinische Versorgung  Ober-Ramstadt´ sichern wir hier auch künftig die hausärztliche Versorgung in unserer Region.“

Mangel an Hausärzten

Deutschlandweit droht eine gravierende Unterversorgung an niedergelassenen Ärzten. Aktuell fehlen laut einer Erhebung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bundesweit etwa 3.600 niedergelassene Ärzte. Auch im Landkreis Darmstadt-Dieburg droht ein Mangel an Hausärzten. Als ländlich geprägter Wachstumskreis steht Darmstadt-Dieburg vor besonders großen Herausforderungen, denn seit Gründung 1977 zogen mehr als 45.000 Menschen mehr in den „Kragen“ rund um Darmstadt.

Nur ein Miteinander sichert Versorgung

Der drohende Mangel an Hausärzten hat die Stadt Ober-Ramstadt zu dem Schritt bewogen, die Gründung des MVZ durch den Landkreis in die Wege zu leiten: „In Ober-Ramstadt haben sich in jüngster Zeit – wie bei vielen Nachbarkommunen auch – für hausärztliche Praxen keine Nachfolgeregelungen mehr finden lassen“, so Ober-Ramstadts Bürgermeister Werner Schuchmann. „Gleichzeitig steigen für uns als Stadt die Herausforderungen: So gibt es beispielsweise immer mehr ältere, in ihrer Mobilität eingeschränkte, Menschen, die auf eine gute, grundärztliche Versorgung vor Ort angewiesen sind.“ Es ist das Interesse der Kommune, die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung zu sichern, so der Bürgermeister.

Gleichzeitig sei die Stadt hier auf Hilfe angewiesen: „Wir freuen uns deshalb, mit den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg einen kompetenten und engagierten Partner an der Seite zu haben, der das ambulante Angebot sichert.“ „Nur ein Miteinander aller auf dem Gesundheitsmarkt beteiligten Einrichtungen kann auf Dauer die medizinische Versorgung in unserem Landkreis sichern“, so Landrat Klaus Peter Schellhaas. Es gelte zu vermeiden, dass für die hausärztliche Versorgung  Praxen unwiederbringlich geschlossen werden müssten.

Ärzte unter einem Dach

Voraussichtlich vom 1. Oktober 2014 an werden Ärzte verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach in Ober-Ramstadt in Kooperation mit den Kreiskliniken gemeinsam tätig sein. Das neue MVZ in Ober-Ramstadt sichert dann die Fortführung der bestehenden Berufsausübungs- und Gemeinschaftspraxis der Dres. Doerr, Steitz-Doerr, und Krist, in der ein altersbedingtes  Ausscheiden zweier Praxisinhaber ansteht. Eine ungeklärte Nachfolgeregelung hätte zu deutlichen Engpässen in der ambulanten Versorgung vor Ort geführt, denn die Praxis war und ist einer der Eckpfeiler der ambulanten internistischen wie hausärztlichen Gesundheitseinrichtungen in Ober-Ramstadt. „Wir wollen ausdrücklich nicht in die ambulante Versorgung durch die Niedergelassenen eingreifen, sondern sind ausschließlich im Interesse einer Sicherung der regionalen medizinischen Versorgung tätig.“, sagt Christian Keller, Betriebsleiter der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg.

Umfassende Versorgung

Die Vorteile liegen auf der Hand: Haus- und Fachärzte unter einem Dach garantieren den Patienten eine umfassende Versorgung aus einer Hand. Darüber hinaus bietet das Model eine enge Verzahnung mit den Kliniken und medizinischen Zentren der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg. Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass das MVZ nicht nur den Patienten Vorteile bringt. Auch gut ausgebildete ärztliche Nachwuchskräfte schätzen dieses Modell. Ein MVZ bietet attraktive Arbeitsplätze für Jungmediziner an, die sich heute den Beruf des Arztes nicht mehr nur zwingend als „Berufung“ vorstellen, sondern auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für sich in Anspruch nehmen wollen und oft auch den Schritt in die Selbständigkeit erst später wagen wollen oder können. „Für die Zukunft gilt es, die örtlichen und regionalen Stärken zu koordinieren und sektorenübergreifende Kooperationen zu fördern“ sagt Keller. Ein Ziel des MVZ ist die langfristige Sicherung weiterer Fachdisziplinen vor Ort, als auch die Gewinnung neuer Fachdisziplinen bei Bedarf. Nicht zuletzt kann damit auch dem Gebot der Kostenoptimierung im Gesundheitswesen Folge geleistet werden durch Synergien größerer Praxen.

MVZ: Struktur und Aufgaben

Die Erfahrungen anderer Regionen mit dem Praxis-Modell sind positiv. Deutschlandweit gibt es circa 2.000 Medizinische Versorgungszentren. Laut einer Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) aus dem Jahr 2012 hat sich gegenüber den Anfängen vor allem die Kooperation mit anderen Ärzten und Akteuren in der Gesundheitsversorgung intensiviert. Es gibt konkrete Richtlinien, die bei einer Gründung eingehalten werden müssen. So können in einem MVZ sowohl Vertragsärzte als auch angestellte Ärzte tätig sein. Voraussetzung ist aber, dass mindestens zwei verschiedene Disziplinen praktizieren. Die Leitung eines MVZ erfolgt immer durch einen Arzt. Laut einer Erhebung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus dem Jahr 2011 befinden sich 37% der MVZ in Trägerschaft durch eine Klinik.

gri

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