Presse-Archiv 2014

„Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern in Groß-Umstadt zumutbar“

Landkreis Darmstadt-Dieburg weist Vorwürfe zurück

07.12.2015

Darmstadt-Dieburg – Zurückgewiesen hat der Landkreis Darmstadt-Dieburg am Montag Darstellungen aus Frankfurt/Main, wonach die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern in einem früheren Kreispflegeheim in Groß-Umstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) nicht zumutbar sein sollen.

Die Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Sozialdezernentin Rosemarie Lück, stellt fest:

„Die Unterkunft in Groß-Umstadt wurde vor etwa sechs Wochen vom Landkreis Darmstadt-Dieburg eingerichtet, nachdem uns wenige Tage vorher die Nachricht erreicht hat, dass wir im vierten Quartal des laufenden Jahres 253 unbegleitete minderjährige Ausländer aufzunehmen haben. Es entstanden in Groß-Umstadt Zweibettzimmer mit einem Schrank, einem Tisch und zwei Stühlen. Sanitärräume sind vorhanden. Zudem gibt es einen Gemeinschaftsraum mit einem Fernseher, einem Tischkicker und ein Esszimmer. Insgesamt hat der Landkreis seitdem 108 unbegleitete minderjährige Ausländer neu aufgenommen, davon 63 in Groß-Umstadt. Seitdem bemühen wir uns um eine bestmögliche Unterbringung der Jugendlichen. 210 unbegleitete minderjährige Ausländer werden insgesamt zurzeit vom Landkreis dauerhaft betreut.“

Es handelt sich bei der Unterkunft in Groß-Umstadt um das ehemalige Kreispflegeheim, das seit Anfang 2012 nicht mehr in Betrieb ist. Bis dahin lebten dort Senioren. Zwischenzeitlich waren dort bis Juli dieses Jahres Büroräume für Kreisbedienstete eingerichtet, da das Kreishaus in Dieburg saniert wurde.

„Für mehr als zwei Jahre haben dort also – bis vor vier Monaten – unsere Mitarbeiter gearbeitet und Kunden empfangen. In dieser Zeit nutzen die Kolleginnen und Kollegen ebenso das Essensangebot der Kreiskliniken. Sie waren mit dem Angebot so zufrieden, dass das Krankenhaus das sanierte Kreishaus nun auch mit Essen versorgt“, so Lück weiter.

Träger der Einrichtung in Groß-Umstadt ist der Landkreis Darmstadt-Dieburg. Der Landkreis hat die benachbarten Kreiskliniken mit der Verpflegung der Jugendlichen beauftragt. Da ein Träger alleine den Betreuungsbedarf nicht abdecken hätte können, wurden mit vier verschiedenen Trägern für die Betreuung der Jugendlichen Vereinbarungen getroffen. Dies war nötig, um verfügbare freie Betreuungskapazitäten zu bündeln, denn der Arbeitsmarkt für die benötigten Fachkräfte ist aufgrund des anhaltend steigenden Bedarfs leergefegt.

„Es gibt eine personelle Zuordnung der konkreten Betreuungskraft der Träger für einen einzelnen Jugendlichen. Jeder Jugendliche weiß, wer sein Ansprechpartner ist. Teilweise ist die Betreuung der Jugendlichen stockwerksweise organisiert. Zwischen den Fachkräften gibt es regelmäßige Koordinierungsgespräche, die durch einen vom Jugendamt beschäftigten Koordinator moderiert werden“, erklärt Lück.

Pro Woche stehen in der Unterkunft 227 Betreuungsstunden regelhaft zur Verfügung. Hinzu kommt eine halbe Stelle des Landkreises für Koordinierungsaufgaben vor Ort sowie ein Security-Service an 24 Stunden, sieben Tage die Woche.  Der Landkreis ist bemüht, weitere Betreuungsstunden, sofern von Jugendhilfeträgern zur Verfügung gestellt werden können, heranzuziehen, um die Präsenzzeiten auszuweiten. Zudem ist die Einstellung eines Dolmetschers erfolgt, der allen Trägern und Jugendlichen zur Verfügung steht. Bei Bedarf werden weitere Dolmetscher hinzugezogen. Dies wurde bisher auch getan.

Seit 1. Dezember gibt es ein schulisches Angebot für alle Jugendlichen.   Unter 16-Jährige können sofort die Schule besuchen. Ein ergänzender Deutschkurs wird  eingerichtet – es gibt entsprechende Gespräche mit einer Lehrkraft.

Die Jugendlichen erhalten zwei Mal im Monat eine Auszahlung. In einer ersten Auszahlung bekommen sie je nach Alter zwischen 47 und 60 Euro Taschen- und Hygienegeld, in einer zweiten Auszahlung werden ihnen 52 Euro Kleidergeld gezahlt. In der Vergangenheit kam es vor, dass Jugendliche bei den Auszahlungsterminen nicht vor Ort waren. Für sie wurde ein neuer Termin bekannt gegeben und die Auszahlung nachgeholt.

Die Vernetzung mit freiwilligen Helfern, insbesondere im Bereich der Essensausgabe und bei der Begleitung zu Arztbesuchen läuft auch durch ehrenamtlichen Einsatz.

Der Landkreis Darmstadt-Dieburg bestätigt in Absprache mit dem Polizeipräsidium Südhessen außerdem einen Zwischenfall am Freitag (13.) Danach wurde die Polizei gegen 22.20 Uhr über die Leitstelle alarmiert, wegen Randale in der Unterkunft für unbegleitete minderjährige Ausländer im ehemaligen Kreispflegeheim in Groß-Umstadt. Mehrere Streifenwagen kamen vor Ort. Die Polizei stellte fest, dass es dort nicht etwa eine Schlägerei gab, sondern sich drei Jugendliche selbst geringfügige Verletzungen zugezogen hatten. Sie beabsichtigten dadurch ihren Unmut über ihre Unterbringung zu äußern und auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Nach ersten Ermittlungen hatten sich die Jugendlichen selbst leichte oberflächliche Schnittverletzungen zugefügt und dies, wie ältere Vernarbungen zeigten, auch nicht zum ersten Mal.

Sie konnten nach einer kurzen ambulanten ärztlichen Behandlung wieder entlassen werden.  Weder durch die Polizei noch im Rahmen der ambulanten ärztlichen Betreuung wurde eine Selbstgefährdung festgestellt, die eine Einweisung in die Psychiatrie zur Folge hätte haben müssen. Lediglich eine der Personen musste von den Einsatzkräften zur Behandlung begleitet werden, da sie sich zunächst nicht behandeln lassen wollte.

Der Landkreis Darmstadt-Dieburg verwahrt sich gegen falsche Behauptungen zur Unterbringung der unbegleiteten minderjährigen Ausländer und gegen Vorwürfe, die gegen den Landkreis als Jugendhilfeträger erhoben werden, nachdrücklich.

„Wir sind gemeinsam mit den weiteren Trägern der Jugendhilfe dabei, zu den Jugendlichen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, damit sie sich im Landkreis Darmstadt-Dieburg und auch in Groß-Umstadt wohlfühlen können. Uns ist wichtig, hier verlässliche Beziehungen aufzubauen. Das wird derzeit durch äußere Einflüsse Dritter behindert, statt im Interesse der Minderjährigen deeskalierend zu wirken“, so die Sozialdezernentin des Kreises abschließend zum Thema.

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