Presse-Archiv 2023
Witterungsschutz für Weidetiere in der kalten Jahreszeit
15.11.2023
Darmstadt-Dieburg. Der sonnige und trockene Spätsommer ist vorüber und anhaltender Regen mit zum Teil heftigen Windböen hat Einzug gehalten. Tiere, die ganztägig oder über einen längeren Zeitraum auf der Weide gehalten werden, brauchen gerade in der nassen Jahreszeit einen funktionsfähigen Witterungsschutz. Durch Regen, aber auch durch hohe Luftfeuchtigkeit, wird das natürliche Isolationsvermögen des Felles herabgesetzt und die Tiere kühlen zunehmend aus.
Besonders problematisch ist das Zusammenwirken von Wind und kalten Temperaturen, der sogenannten „Wind-Chill-Index“. Dieser gibt die effektive Temperatur an, die auf ein Lebewesen einwirkt. Bei einer Windgeschwindigkeit von 60 km/h pro Stunde fühlt sich eine Temperatur um den Gefrierpunkt wie etwa minus 20 Grad bei Windstille an. Ein feuchtes Fell erhöht den Wärmeentzug nochmals, sodass in kurzer Zeit ein erhebliches und tierschutzrelevantes Leiden für die Tiere eintritt. Auch das Liegen auf kalten und feuchten Böden führt zu einer vermehrten Wärmeabgabe des Tieres, sodass dieses zunehmend stehen bleibt. Das gestörte Liegeverhalten beeinträchtigt aber nicht nur das Wohlbefinden des Tieres, sondern verursacht auch verschiedene Stoffwechselstörungen. „Ob die Tiere saisonal oder ganzjährig auf der Weide gehalten werden, ist eine betriebsindividuelle Entscheidung. Die Weidetierhaltung hängt auch von mehreren Faktoren ab, dennoch gibt es Vorschriften, dass Tieren bei schlechter Witterung (oder auch „vor widrigen Witterungseinflüssen“) ein ausreichender Schutz zur Verfügung stehen muss. Dafür zu sensibilisieren, finde ich sehr wichtig. Eine artgerechte Haltung der Tiere steht für mich an vorderster Stelle“, erläutert der für Landwirtschaft und Tierschutz zuständige Dezernent und Vize-Landrat Lutz Köhler.
Baum- oder Buschgruppen sind zur jetzigen Jahreszeit als funktionsfähiger Schutz nicht mehr geeignet. Stattdessen kann zum Beispiel ein Unterstand angeboten werden, bestehend aus einem Dach mit mindestens zwei Wänden gegen die Hauptwetterseite. Bei geringen Niederschlägen ist auch ein geschützter Bereich aus Windschutznetzen oder Siloballen möglich. Wichtig ist, dass die Liegefläche gleichzeitig von allen Tieren genutzt werden kann und eine trockene wärmegedämmte Einstreu zur Verfügung steht. Oft ist es besser, mehrere kleine als eine große Schutzmöglichkeit zu schaffen, damit auch rangniedere Tiere ihren Platz finden.