Lebensraum

Verbuschung auf der Fläche „In den Rödern“
Verbuschung auf der Fläche

„In den Rödern“ bei Babenhausen ist einer der größten Sandlebensräume Hessens. Hier leben zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten, die auf vegetationsarme Landschaften mit nährstoffarmen Böden angepasst sind. Die militärische Nutzung bis 2007 bewahrte die Fläche vor Verbuschung und schaffte verschiedenste Lebensraumtypen. Durch das damit einhergehende Befahren der Fläche entstanden offene Sandflächen, auf denen sich eine typische Pioniervegetation entwickeln konnte. Gleichzeitig entstanden in tiefen Fahrspuren zeitweise austrocknende Tümpel, die verschiedenen Amphibien als Lebensraum dienen können. Da weder Düngemittel noch Pestizide auf der Fläche eingesetzt wurden, konnte sich der nährstoffarme Lebensraum weiter entwickeln.

So entstand auf dem Gebiet „In den Rödern“ ein Mosaik aus zahlreichen verschiedenen Lebensräumen: Sich abwechselnde vegetationslose Flächen, Grasflure, feuchte Mulden, Busch- und Baumgruppen bieten unterschiedlichste Standortverhältnisse und Lebensbedingungen für Flora und Fauna.

Zwei besondere Lebensraumtypen, die auf dem Gelände zu finden sind, sind „Dünen mit offenen Grasflächen“ und  „trockenen Sandheiden mit Heidekraut (Calluna vulgaris) und Ginsterarten (Genista)“.

Viele der auf dem Truppenübungsplatz Babenhausen vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind in ihrem Bestand gefährdet und stehen daher auf der Roten Liste (siehe Fauna und Flora).

Erhaltung eines besonderen Lebensraumes

Die größten Gefahren für den Lebensraum im FFH-Gebiet „In den Rödern“ bei Babenhausen  sind Verbuschung, Nährstoffanreicherung (Eutrophierung), sowie die Ausbreitung von Neophyten. Neophyten sind nichtheimische Arten, die eingewandert sind oder eingeschleppt wurden. Sie sind oft sehr konkurrenzfähig, breiten sich schnell aus und beeinträchtigen oder verdrängen heimische Pflanzenarten. Im Gebiet vorkommende invasive Arten, also solche die heimische Arten verdrängen, sind beispielsweise die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) und die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia).

Um die wertvollen Sandgebiete als Lebensraum für die daran angepassten Tier- und Pflanzenarten zu schützen, müssen Büsche und Bäume regelmäßig ausgelichtet und Gräser sowie Kräuter kurz gehalten werden. Aus diesem Grund werden nun Przewalski-Pferde als ideale „Landschaftspfleger“ eingesetzt: Sie sollen die Fläche auf möglichst natürliche Weise vor einer Verbuschung bewahren und damit helfen, die stark gefährdete Flora und Fauna zu erhalten.

Fauna

Bodenbrütende Vogelarten, wie Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und Heidelerche (Lullula arborea), sind typische Bewohner von offenen Sandlebensräumen, wie sie auf dem Gelände „In den Rödern“ zu finden sind.

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) und viele seltene Insektenarten, wie die Kreiselwespe (Bembix rostrata) und die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), haben hier stabile Populationen.

Ein lichter Waldbereich mit Altbäumen und Totholz bieten dem Hirschkäfer (Lucanus cervus) Unterschlupf. Zudem stellen Baumhöhlen eine gute Rückzugsmöglichkeit für mehrere Fledermausarten dar.

Periodisch wasserführende Tümpel dienen vom Aussterben bedrohten Amphibien, wie der Kreuzkröte (Epidalea calamita) und der Gelbbauchunke (Bombina variegata) als Laichplatz.

Zauneidechse
Zauneidechse
Blauflügelige Ödlandschrecke
Blauflügelige Ödlandschrecke

Flora

Die gelb blühende Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium) und das blaue Berg-Sandglöckchen (Jasione montana) sind nur zwei Beispiele für Pflanzen, die auf den nährstoffarmen, sonnenexponierten Flächen des Natura 2000-Gebietes ihre ökologische Nische gefunden haben. Mit Besenheide (Calluna vulgaris) und Silbergras (Corynephorus canescens) bedeckte Flächen erinnern an norddeutsche Heidelandschaften.

Die Flockige Königskerze (Verbascum pulverulentum) ist auf den Heideflächen und den Sandtrockenrasen zahlreich zu finden. Gelbblühend bestimmt sie eindrucksvoll das sommerliche Bild. Das großflächige Vorkommen dieser Art ist von hessenweiter Bedeutung.

Sandstrohblume
Sandstrohblume
Berg-Sandglöckchen
Berg-Sandglöckchen