Presse-Archiv 2001
Wespenberatung des Kreises jetzt auch im Internet
Wespen sind besser als ihr Ruf
15.08.2001
Darmstadt-Dieburg - Sie schwirren nervös hin und her, sind gelb-schwarz geringelt, bevorzugen Obstkuchen mit Sahne, haben aber trotzdem eine unvergleichliche Taille: Wenn Wespen das spätsommerliche Gartenidyll stören, bricht meistens Hektik aus. Wildes Gerudere mit Armen und Händen soll die lästigen Mitesser vertreiben, Fliegenklatschen knallen zwischen Kaffeetasse und Kuchenteller auf den Tisch. Dabei haben die kleinen Flieger nichts Böses im Sinn, gieren nur nach Süßem und wollen ihre Langeweile vertreiben. Wespen sind im Spätsommer regelrecht arbeitslos, weil sie keine Larven mehr zu versorgen haben. Werden sie jedoch beim Kuchen-Knabbern gestört, reagieren die harmlosen Insekten "menschlich": Sie wehren sich mit manchmal stichhaltigen Argumenten.
"Die Wespen sind besser als ihr Ruf", weiß Karsten Heinrich, Artenschutzbeauftragter bei der Unteren Naturschutzbehörde. Damit Mensch und Tier ohne Sticheleien nebeneinander leben können, organisiert der Landkreis seit 1993 Seminare, bei denen sich rund 80 Wespenberater Fachwissen angeeignet haben. Inzwischen stehen in jeder Kommune des Landkreises mindestens eine Fachfrau oder ein Fachmann in Sachen Wespen Ratsuchenden als Ansprechpartner zur Verfügung.
Meistens ist es unbegründete Angst vor den Hautflüglern, die Wespen-Gastgeber zum Telefonhörer greifen lässt - oft verbunden mit dem Wunsch, das Wespennest im Dachgebälk oder im Gartenhäuschen zu entfernen. In mehr als 80 Prozent der Fälle kann nach einem persönlichen Gespräch die Beseitigung der kunstvollen Behausungen vermieden werden, die Furcht weicht vor dem Interesse an den neuen Mitbewohnern. Nur noch selten müssen Nester von den Fachleuten umgesiedelt oder, wenn gar nicht zu umgehen, vernichtet werden. Die Wespenberater vermitteln die Einsicht, dass die Wespen und die zur Familie gehörenden Hornissen eine wichtige Funktion im Ökosystem haben. Bis zu 3000 Insekten, die am Kuchentisch oder bei der Grillparty mindestens genau so lästig sein können, vertilgt ein kleiner Wespenstaat am Tag. Darüber hinaus bestäuben sie Pflanzen, beseitigen frische Tierkadaver und dienen anderen Tieren als Nahrungsgrundlage. Wespen bleiben nicht lange zur Untermiete, im Herbst verlassen sie ihr Nest und sterben. Nur die Königin sucht sich eine geschützte Unterkunft zum Überwintern, kommt aber im darauf folgenden Frühjahr nie zum alten Nest zurück.
In Deutschland gibt es 16 Arten der so genannten Faltenwespen, in besiedelten Bereichen kommen aber nur sechs davon vor. Tatsächlich lästig werden dem Menschen nur zwei Arten, die "Gewöhnliche Wespe" und die "Deutsche Wespe". Mehrere Wespenarten und ihre Nester sind geschützt. Besonderer Schutz gilt den Hornissen, die zwar einen bedrohlichen Auftritt, die aber in der Regel kein Interesse an Menschen haben.
Die Namen der Wespenberater im Landkreis können über die jeweilige Gemeinde- oder Stadtverwaltung erfahren werden, seit neuestem stehen sie auch im Internet (www.ladadi.de). Auskünfte erteilt außerdem die Untere Naturschutzbehörde im Dieburger Landratsamt (Telefon 8812219 mit Vorwahl 06071 für Dieburg oder 06151 für Darmstadt sowie E-mail: kheinric@ di.ladadi.de).
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TIPPS
Vorsichtsmaßnahmen im Freien
-Keine Speisen ohne Abdeckung draußen stehen lassen
-Kinder sollten im Freien Getränkebecher abdecken und mit Strohhalmen trinken
-Im Sommer nicht ohne Schuhe über Wiesen laufen
-halbierte Zitronen mit Gewürznelken bestücken (Wespen mögen den Geruch nicht)
-Wespen durch eine andere Nahrungsquelle vom Tisch ablenken
-Wespen in einem umgestülpten Glas "ruhig stellen"
Verhaltensregeln in der Nähe eines Wespennests
-Nestbereich nicht erschüttern
-ruhige, langsame Bewegungen, damit sich die Wespen nicht angegriffen
fühlen
-nicht die unmittelbare Flugbahn zum Einflugloch verstellen
-Einflugloch nicht anpusten
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