Presse-Archiv 2002

Zahl der Behinderten im Landkreis steigt ständig an

Kein Ende in Sicht

29.01.2002

Darmstadt-Dieburg - Angesichts einer ständig steigenden Zahl von Menschen mit Behinderung im Landkreis " Ende des vergangenen Jahres waren es knapp 34 000, anderthalb Jahre zuvor noch 31 134 " intensiviert sich auch das Engagement der Kreisverwaltung auf diesem Gebiet. "Wir haben uns immer der Verantwortung gestellt und werden dies auch künftig tun", betonte Landrat Alfred Jakoubek beim Behindertenforum im Griesheimer Haus Waldeck. Um diese Aussage zu bestätigen, hatte der Landrat eine große Mannschaft der Kreisverwaltung mit nach Griesheim gebracht. Frank Schäfer, der im Landratsamt die Anlaufstelle für behinderte Menschen leitet, saß zusammen mit Vertretern des Sozialamts, des Jugendamts, der Bauaufsicht, des Hochbauamts, der Schulabteilung, der Servicestelle und der Kreisvolkshochschule auf dem Podium, um die Möglichkeiten, die der Landkreis bietet, darzustellen, aber auch um Kritik und Anregungen entgegen zu nehmen. Rund 50 Delegierte von Selbsthilfegruppen, Organisationen, Vereinen und Behörden machten regen Gebrauch von dem Angebot.

Die zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung wurde vor zwei Jahren im Landratsamt installiert, Frank Schäfer kann sich über mangelnde Betätigung nicht beklagen. Individuelle Beratung von Betroffenen und Angehörigen ist ihm ein besonderes Anliegen. Er hilft genau so bei der Suche nach einem geeigneten Sportverein wie bei Problemen mit dem Vermieter oder bei verwaltungstechnischen Dingen. Ein Dauerbrenner bei ihm sind die Behindertenparkplätze, die von rücksichtslosen Autofahrern belegt werden. "Da müssen die Ordnungsbehörden stärker darauf achten", fordert Schäfer unermüdlich. Auf Schäfers Initiative hin wurde außerdem ein 35- Kilometer-Radius für Behinderten-Taxis geschaffen. Behinderte Menschen sind somit mobiler geworden und nicht mehr nur auf einen Transport von A nach B fixiert. Seit Beginn des Schuljahrs im Sommer 2001 gibt es im Landkreis mehr Hortplätze für behinderte Kinder. Bei der Lebenshilfe Dieburg wurden acht neue Plätze eingerichtet, in Nieder-Ramstadt gar 12 zusätzlich geschaffen. Dort finden nun 18 Kinder eine Bleibe. Große Stücke hält Frank Schäfer von einer Fragebogenaktion, mit der er grundlegende Informationen von den Städten und Gemeinden des Landkreises sammeln will. Gefragt wird nach barrierefreien Toiletten, nach Niederflur-Haltestellen, nach Bordsteinabsenkungen auf drei Zentimeter, nach behindertengerechten Zugängen zu öffentlichen Gebäuden oder nach behindertengerechten Lichtsignalanlagen. Noch im Laufe des Frühjahrs will Schäfer die Informationen bündeln und auch im Internet präsentieren. Kein Ende sieht Kreisjugendamtsleiter Otto Weber bei den Aufwendungen im Jugendbereich. Bei der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte junge Menschen sind laut Weber die Kosten regelrecht explodiert: 2001 gab es 316 ambulante Leistungsfälle, für die Kosten von 500 000 Euro entstanden. Im Jahr zuvor waren es noch 198 Fälle. Zusammen mit den Kosten der stationären Unterbringung in Heimen musste der Kreis 2001 knapp 2,6 Millionen Euro für  die Eingliederungshilfe aufbringen. An der Integration im Kindertagesstättenbereich sind 56 Einrichtungen mit 86 Kindern beteiligt. Informiert wurden die Delegierten auch über Neuerungen in der Gesetzgebung. Geändert wurden beispielsweise die Zuständigkeiten von Reha-Trägern oder die Leistungen zur Teilnahme am Arbeitsleben, wo man besonders die Eingliederung von behinderten Frauen im Auge hat. Außerdem sollen in den Landkreisen künftig Servicestellen der Reha-Träger eingerichtet werden.

Eine gute Nachricht hatte Landrat Alfred Jakoubek zum Schluss der Veranstaltung. Der Kreis beabsichtige, in begründeten Fällen einen Gebärdendolmetscher zu finanzieren. "Es wird in Kürze eine Regelung geben", versicherte der Landrat. Er wolle damit stärker ins Bewusstsein rufen, wie schlimm Menschen dran seien, denen man ihre Behinderung nicht anmerke, die aber weder sprechen noch hören können. Die zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Behinderungen ist in der Elisabethenstraße 55 in Darmstadt untergebracht. Zu erreichen ist sie per Telefon (06151/8811150) per Fax (06151/8811650) oder per E- mail: schae@remove.this.eli.ladadi.de.

pt

zurück...