Presse-Archiv 2003

Landkreis der Genießer sticht die Konkurrenz aus

Spargelzeit: Feste, Finessen und Grüne für "Faule"

24.04.2003

Darmstadt-Dieburg - Es muss quietschen und Saft auslaufen. Thomas Schaffer vom "Birkenhof" in Klein-Zimmern empfiehlt Reibetest und Fingernagelprobe, um zu prüfen, ob Spargel wirklich frisch sind. Er kennt sich damit aus. Schließlich betreibt der junge Mann Landwirtschaft in vierter Generation, mitten im landesweit größten Förderzentrum des "weißen Goldes".
Mehr als vierzig Prozent der hessischen Spargel kommen aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg. Mit einer Anbaufläche von 840 Hektar und einem Jahresertrag von durchschnittlich rund 3.300 Tonnen ist die Region, die Landrat Alfred Jakoubek zusammen mit den Verbänden von Bauern und Gastronomen als "Kreis der Genießer" anpreist, der Konkurrenz in den anderen Hochburgen Bergstraße, Groß-Gerau und Main-Kinzig um Längen voraus. Das belegen Zahlen des Hessischen Statistischen Landesamtes.
In den nächsten Wochen wird gestochen, dass sich die Balken biegen auf den Sandäckern. Die offizielle Saison beginnt am 1. Mai und endet - getreu der Bauernregel "Kirschen rot, Spargel tot" - am 20. Juni, dem Johannistag. In dieser Zeit geben Erzeuger und Küchenchefs ihr Bestes. Erntefrische Ware, Insidertipps und Sonderveranstaltungen machen Appetit auf das königliche Gemüse. Gourmets mit Vorliebe fürs Exklusive führt beispielsweise der Dippelshof in Mühltal mit Kreationen wie Kräuter-gebeiztem Lammrücken auf Spargelbeet, Weiterstädter Stangen auf Mailänder Art oder Spargelsalat mit Odenwälder Lachsforellen-Tatar in Versuchung. Wer rustikales
Freiluft- Vergnügen einem Restaurantbesuch vorzieht, kann bei Spargelfesten am 4. und 5. Mai auf dem Steinbrücker Hof in Weiterstadt oder am 29. Mai auf dem Birkenhof in Klein-Zimmern aus dem Vollen schöpfen. Die Spargelbauern selbst sind überwiegend Puristen und essen ihren "Asparagus" am liebsten ohne viel drum herum, nur mit zerlassener Butter und goldgelben Kartoffeln aus der Vorjahresernte (die neuen oder importierten sind Kennern zu wässrig).
Darmstadt-Dieburg ist übrigens auf dem Weg, zum Paradiesgarten auch für grünen Spargel zu werden, der bislang zumeist noch aus dem Ausland in die Geschäfte kommt. Der Juniorchef des Birkenhofs hat sich, als erster und bisher einziger Landwirt im Kreis, vor rund drei Jahren auf diese - im Unterschied zur blassen Verwandtschaft - im Sonnenbad chlorophyllierte Köstlichkeit spezialisiert und rund anderthalb Hektar Fläche dafür frei geschaufelt. Statt im Sand gedeiht der grüne Spargel auch in den schweren Böden des östlichen Kreisgebietes, wächst im Buckel statt im Balken und darf, soll sogar seinen Kopf weit aus der Erde recken, um seine kräftige Farbe zu entwickeln. Die Grünen sind weniger faserig, geschmackvoller und vitaminreicher als die Weißen, weiß Thomas Schaffer und nennt ein weiteres Plus: "Grünspargel ist etwas für faule Hausfrauen und -männer; den braucht man nämlich nur im unteren Drittel zu schälen".

Info: Adressen von Landwirten, Gaststätten und Wochenmärkten im Landkreis mit feldfrischen Spargelangeboten stehen im Internet unter http://www.ladadi.de/ und in Faltblättern, die bei der Servicestelle im Landratsamt Darmstadt erhältlich sind (Telefon 06151/8811011).

Rezept-Tipp von Elisabeth Schaffer vom "Birkenhof" in Klein-Zimmern:

Gebratener Grünspargel
Zutaten für 4 Personen:
1 kg grüner Spargel, 3 Essl. Olivenöl, 1 Teelöffel Puderzucker,
5 Frühlingszwiebeln, 1 Essl. Butter, Salz, weißer Pfeffer; Zubereitungszeit ca.35 Min.

Zubereitung:
Den Spargel am unteren Drittel schälen und die Stangen in 5 cm lange Stücke schneiden. Das Öl in einer großen Pfanne erhitzen, Grünspargel hineingeben und mit dem Puderzucker bestäuben. Unter häufigem Wenden bei mittlerer Hitze 10 Min. goldbraun braten. Inzwischen die Frühlingszwiebeln putzen und in kleine Ringe schneiden. Butter und Frühlingszwiebeln zum Spargel geben und 2-3 Min. unter Wenden mitdünsten. Das Gemüse mit Salz und Pfeffer würzen und sofort servieren. Variante: Das gleiche Rezept mit verquirlten Eiern übergießen und stocken lassen - fertig ist ein vorzügliches Omelette.
Der richtige Wein:
Die Bergsträßer Gebietsweinkönigin Lisa I. aus Roßdorf empfiehlt zum Spargel junge, spritzige Weine, die nicht zu säurebetont sind. Am besten geeignet sind Silvaner, Weißburgunder oder Müller-Thurgau, die trocken oder halbtrocken ausgebaut sind und eine dezente Frucht mitbringen.

db

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