Presse-Archiv 2005
Fachleute aus ganz Hessen konferieren in Darmstadt
Ganztagsschulen - Orte der Kooperation
30.11.2005
Darmstadt - "Ganztagsschulen als Orte der Kooperation" war eine Fachtagung überschrieben, die das Hessischen Sozialministerium gemeinsam mit der Kinder- und Jugendförderung des Landkreises Darmstadt-Dieburg und dem Verein bsj aus Marburg im Kreishaus Kranichstein veranstaltete. Mehr als 150 Vertreter von Jugendbildungswerken, Schulen, aus Jugendverbänden und -projekten, aus Schulverwaltungen und Jugendämtern in ganz Hessen nahmen daran teil.
Die rege Nachfrage zeigt: Es ist viel in Bewegung geraten. Schulen sind im Aufbruch, Ganztagsangebote nehmen zu. Dabei geht es keineswegs nur um Betreuung, sondern auch um eine veränderte und erweiterte Bildung. Der Unterricht, das zeigten viele Beispiele auf der Tagung, wird nicht nur ergänzt durch Hausaufgabenhilfen in der Schule, durch bewegungs- und sportorientierte Angebote, durch thematisch weitgestreute vielfältige Projekte. Wenn Lernen, wie viele dieser Projekte zeigen, anders und manchmal besser möglich ist als im hergebrachten Unterricht - warum könnte es dann nicht auch in Mathematik und Englisch anders gehen?
Professor Thomas Olk von der Universität Halle fragte eingangs: "Welche Bildung brauchen wir in der Ganztagsschule?" Seine Antwort: "Mehr als PISA, mehr als Wissensvermittlung; Bildung von Kopf, Herz und Hand." Die müsse erst entwickelt werden.
Heinz-Jürgen Stolz, wissenschaftlicher Referent vom Deutschen Jugendinstitut, warnte davor, die Vielfalt der Lernorte und Lernformen rückgängig machen zu wollen. Die Ganztangsschule müsse integraler Bestandteil einer vernetzten lokalen Bildungslandschaft werden.
Nach diesen Diskussionen anregenden Thesen gingen Workshops ins Detail. "Gemeinsam geht es besser", unter diesem Titel stellte die Kinder- und Jugendförderung des Landkreises Darmstadt-Dieburg ihre Bilanz einer projektorientierten Zusammenarbeit mit den Schulen vor. Thesen und Erfahrungen zur Kooperation der Jugendverbände mit Ganztagsschulen präsentierte der Hessische Jugendring im Arbeitskreis "Offene Schule am Nachmittag". Um lebensweltorientierte Kooperation ging es in einem vom bsj Marburg (Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit) gestalteten Workshop "Abenteuer in der Ganztagsschule".
Es ist noch ein weiter Weg, bis die Zusammenarbeit von Lehrerinnen und Lehrern mit Fachkräften der Jugendarbeit so fruchtbar verläuft, wie es alle wollen und fordern. Gemeinsame Fortbildung könnte ein Mittel sein, um den Herausforderungen der Ganztagsschule gerecht zu werden. Im Workshop "Just learning by doing?" wurden Konzepte aus Rheinland-Pfalz vorgestellt.
Das Schluss-Statement von Hermann Rademacker machte deutlich: Der Wandel von der Halbtags- zur Ganztagsschule in Deutschland ist eingeläutet. Die Schulen können und wollen es nicht alleine packen. Die Ressourcen und Ideen verschiedener Seiten müssen zusammengefügt werden. Dabei kann Neues entstehen, wenn die Zusammenarbeit partnerschaftlich ist, kontinuierlich und verbindlich. Alle Partner müssen dabei dazulernen.