Presse-Archiv 2006

Leitfaden zur Verbesserung der Kinderbetreuung

Qualität steht im Vordergrund

12.10.2006

Darmstadt-Dieburg - Ein nach Meinung von Landrat Alfred Jakoubek beispielhaftes Zusammenwirken zwischen dem Landkreis und den 23 Kommunen machte es möglich, dass Darmstadt-Dieburg als einziger Landkreis in Hessen einen Leitfaden zur Bedarfsplanung und Qualitätssicherung der Tagesbetreuung von Kindern erstellt hat. Einen  Leitfaden zu entwerfen, der die breite Zustimmung der Bürgermeister und politischen Gremien finde, sei eine reife Leistung, lobt der Landrat das Kreisjugendamt.

Zwei Arbeitsgruppen, zusammengesetzt aus kommunalen Vertretern und Fachleuten des Jugendamts, haben eine Bestandsaufnahme gemacht und sich sowohl mit dem Bedarf als auch mit der Qualität der Kindertagesbetreuung befasst. So wird, bezüglich des Bedarfs, grundsätzlich die Notwendigkeit gesehen, für 20 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Betreuungsplatz vorzuhalten. Eine Grundversorgung von mindestens zehn Prozent sollte jedoch in jeder Gemeinde ermöglicht werden. Der tatsächliche Bedarf wird sich indes an der Nachfrage von Eltern vor Ort orientieren müssen. Vor allem sollen die Eltern die Erwerbstätigkeit und die Kindererziehung besser miteinander vereinbaren können. 

Die Versorgungsquote für die Kinder unter drei Jahren beträgt für den Landkreis mit Stichtag 31. Dezember 2004 sieben Prozent bei drei Jahrgängen - mit steigender Tendenz. Zum Stichtag entspricht das Angebot 343 Plätzen in Tageseinrichtungen und 197 Plätzen in der Tagespflege. Die Versorgung in den einzelnen Städten und Gemeinden ist sehr unterschiedlich: Sie reicht von 0 bis 18,7 Prozent. Angesichts eines sich abzeichnenden Geburtenrückgangs in den Kommunen regt die Arbeitsgruppe "Bedarf" an, Überkapazitäten in Kindertagesstätten in Plätze für altersübergreifende Gruppen beziehungsweise in Kleinkindgruppen umzuwandeln. Außerdem sollte eine interkommunale Zusammenarbeit angestrebt werden, um kurzfristigen Bedarf zu decken. Zusätzlich wird der Ausbau von Tagespflegeplätzen empfohlen, vor allem für Kinder unter zwei Jahren.

Während die Betreuung von Kindern zwischen drei und sechs Jahren im Landkreis abgedeckt ist, schätzen die Fachleute den Bedarf für die Betreuung von Kindern im Grundschulbereich am höchsten ein. Zwar ist der Landkreis beim Ausbau von Ganztagsschulen auf einem hervorragenden Weg, dennoch sollte nach Meinung der Arbeitsgruppe die Versorgungsquote angehoben werden. Allerdings müsse dabei der lokale Bedarf berücksichtigt werden. Größere Städte wie Griesheim, Weiterstadt oder Pfungstadt haben eine andere Situation wie Fischbachtal oder Messel. Bezogen auf den Gesamtkreis hält die Arbeitsgruppe für Schulkinder eine Versorgungsquote zwischen 11 und 14 Prozent für ausreichend.

Neben der Abdeckung des Bedarfs an Betreuungsplätzen ist die Qualität der Betreuung von entscheidender Bedeutung, gerade unter dem Aspekt Erziehung und Bildung der Kinder. Eine von der Arbeitsgruppe "Qualität" erstellte Leitorientierung zielt daher auf eine Profilierung der Kindertageseinrichtung als frühe Bildungsinstitution. Die Experten sehen dabei den Begriff Qualität nicht als statisches Produkt, viel mehr ist Qualität immer das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses der Beteiligten vor Ort. Ein Leitfaden mit entsprechenden Konzepten definiert die Ziele und stellt für die Träger einen Handlungsrahmen dar, in dem sie ihre bestehende Qualität einordnen können, in dem aber auch Möglichkeiten der Qualitätsverbesserung wie Bildungsbausteine, räumliche Bedingungen oder personelle Besetzungen dargestellt werden. Landrat Jakoubek sieht in dem Leitfaden eine Unterstützung der Träger in ihrer Eigenverantwortlichkeit für die Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder. "Unsere Kinder haben das Recht auf bestmögliche Bildung von Anfang an", so der Landrat.

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