Presse-Archiv 2007

Familie und Beruf möglich machen

07.11.2007

Darmstadt-Dieburg – „Der Landkreis hat in der Vergangenheit bereits viel getan, um für Familien attraktiv zu sein“, so Erster Kreisbeigeordneter Klaus Peter Schellhaas zur Eröffnung der Fachtagung „Standortfaktor Familie – Fachkräfte werden Eltern“. Dazu gehören nicht nur zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Familien, sondern auch familienfreundliche Landkreisschulen, eine gute medizinische Versorgung durch die Kreiskrankenhäuser und nicht zuletzt ein attraktives Freizeitangebot sowie seine aufstrebende Wirtschaftsstruktur. Darüber hinaus positioniere sich die Kreisverwaltung selbst als familienfreundlicher Betrieb, in dem 160 Teilzeitmodelle ermöglicht werden. Außerdem laufe derzeit ein Modellversuch „alternierende Telearbeit“, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeit teilweise in der Kreisverwaltung und teilweise am häuslichen Arbeitsplatz erledigen.

Dennoch gebe es Handlungsbedarf, denn ehrgeiziges Ziel sei es, dass der Landkreis Darmstadt-Dieburg auch weiterhin Zuzugsgebiet bleibe und junge Familien sich hier wohl fühlen. Es müssten Bedingungen geschaffen werden, unter denen Eltern oder zukünftige Eltern Beruf und Familie gut miteinander verbinden können. Kreisfrauenbeauftragte Dagmar Zeiß wies darauf hin, dass das Kreisbündnis für Familien, an dem sich die Kreiskommunen und zahlreiche Vereine und Einrichtungen beteiligen, dazu beigetragen habe, dass eine stärkere Diskussion über Familienfreundlichkeit im Landkreis und den Kreiskommunen stattfinde und ihre Umsetzung mehr Aufmerksamkeit erhalte.

Wolfgang Drechsler, Geschäftsführer der Unternehmerverbände Südhessen, betonte, dass es Betrieben zukünftig nur dann gelingen werde, qualifizierte Fachkräfte zu halten, wenn sie sich als familienfreundlich unter Beweis stellen. Eine neue Studie des Manager-Magazins belege, dass für 79 Prozent der befragten Studierenden die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Entscheidungskriterium  für einen Arbeitgeber ist, während nur 42 Prozent ein hohes Einkommen für entscheidend halten. Sven Leimbach, Consult Personaldienstleistungen GmbH, zeigte eindrucksvoll auf, dass es ein Unternehmen um ein vielfaches teurer komme, neue Fachkräfte einzustellen, als gut eingearbeitete Eltern mit familienfreundlichen Angeboten an sich zu binden.

Die Veranstaltung machte deutlich, dass sich immer mehr Betriebe der Verantwortung für Familien stellen. Schon mit kleinen Angeboten tragen sie dazu bei, dass der Alltag berufstätiger Eltern erleichtert wird. Herausgehoben wurde, dass eine familienfreundliche Grundhaltung der Geschäftsleitung die Basis sei, auf der weitere Angebote leicht entwickelt werden können. Wolfgang Fröhlich, Personalleiter der Jakob Maul GmbH in Bad König, schilderte, dass es bereits seit Gründung des Unternehmens im Jahr 1912 einen Fonds gibt, aus dem Familien der Mitarbeiter in Notlagen geholfen wird. Flexible Arbeitszeiten für die Erziehung von Kindern oder auch die Pflege von Angehörigen gehöre ebenso zu dem familienfreundlichen Konzept des Unternehmens wie die Bereitstellung eines Spielzimmers. Hier können Kinder der Mitarbeiter sich aufhalten, sollte es zu Betreuungsengpässen kommen. Überlegt werde derzeit mit anderen Unternehmen und der Kommune, ob ein gemeinsames Betreuungsmodell für Ferienzeiten eingerichtet werden kann. Dagmar Zeiß berichtet darüber hinaus von der Firma Anton Schönberger Stahlbau und Metalltechnik aus dem bayerischen Schwarzach, das als beispielgebendes Unternehmen unlängst von der Bundesregierung ausgezeichnet worden sei. Das Unternehmen stellt werdende Väter in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft ihrer Partnerin von heimatfernen Einsätzen frei. Hat ein Kind Geburtstag oder wird es eingeschult, gibt es bezahlten zusätzlichen Urlaub. Jederzeit können Kinder unangemeldet zur Arbeit mitgebracht werden und die geleistete Arbeitszeit wird auf ein Lebenszeitkonto gutgeschrieben, sodass weder Urlaubstage noch Mehrstunden wegfallen. Manche Arbeiten können auch von zu Hause aus erledigt werden und wenn es mit dem Einkaufen einmal nicht klappt, springt das Personalbüro ein.

Die Veranstaltung habe gezeigt, so das Fazit von Dagmar Zeiß, dass es sich lohne, erfolgreiche Beispiele familienfreundlicher Unternehmenspolitik noch breiter publik zu machen. Denn so würden auch andere Betriebe ermutigt, ähnliche Wege zu gehen. Sie lud dazu ein, miteinander in Kontakt zu bleiben und weitere Schritte für eine familienfreundlichen Landkreis Darmstadt-Dieburg gemeinsam anzugehen.

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