Presse-Archiv 2007
Strategien gegen Sucht
01.11.2007
Darmstadt-Dieburg – „Meldungen über Opfer von Flatrateparties und Komasaufen müssen uns alarmieren“, so Klaus Peter Schellhaas, Erster Kreisbeigeordneter zur Eröffnung der Suchtpräventionswochen unter dem Titel „Drauf und Dran“, die vom Kreisjugendamt bis zum 9. November angeboten werden. Dies sei die Spitze eines Eisbergs, unter der sich nicht nur der kritische Umgang mit Alkohol und anderen Drogen, sondern auch der unreflektierte Konsum von Genussmitteln, Fernsehen und Computerspielen verberge. Schon manche zu lässig genommene Alltagsgewohnheit könne zur Stolperfalle werden. Um aufzuzeigen, wie Vorbeugung schon früh erfolgreich sein kann, schilderte Schellhaas, der selbst in seiner Zeit als Sozialpädagoge auch in der Suchtberatung tätig war, von einer erfolgreichen Maßnahme auf dem Kreisfeuerwehrfest in diesem Jahr. An der Kasse musste jeder seinen Ausweis vorzeigen. Wer mindestens 18 Jahre alt war, bekam ein gelbes Band ans Handgelenk gemacht. Dies musste an der Theke vorgezeigt werden, wenn man ein Glas Bier oder Wein kaufen wollte. Wer kein Bändchen hatte, bekam nur alkoholfreie Getränke ausgeschenkt.
„Ein ganz einfaches Mittel, mit dem das Jugendschutzgesetz effektiv umgesetzt wird“, lobte Wolfgang Schmidt, Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen. Er machte in seinem Vortrag deutlich, dass die Qualität des Alkoholkonsums bei Jugendlichen sich in den vergangen zehn Jahren drastisch verändert habe. Jugendliche trinken früher ihren ersten Schluck und haben früher ihren ersten Rausch. Mädchen trinken heute mehr als früher und Trinken ist immer häufiger Freizeitgestaltung an sich, statt Begleitung zu gesellschaftlichen Anlässen. Allein im Jahr 2005 habe es mehr als 1000 Einlieferungen von Jugendlichen mit Alkoholvergiftungen in Krankenhäuser gegeben. Die Hälfte von ihnen sei unter 16 Jahre und die Hälfte der Eingelieferten hatte zwei Promille Alkohol im Blut. Bei Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren sei der Alkoholkonsum auf 15 Gramm pro Woche angestiegen, das mache immerhin pro Woche zwölf Gläser Bier aus. Jugendliche ohne Ausbildung konsumierten mehr Alkohol und Heroin, so Suchtexperte Schmidt und wies darauf hin, dass in der Präventionsarbeit dem Erlernen von Lebenskompetenz eine immer größere Bedeutung zukomme. Aber auch das persönliche Umfeld, wie beispielsweise Eltern, Verwandte, Lehrer, Sozialarbeiter und Vereinsfreunde der Jugendlichen, sei als Vorbild in der Pflicht. Insgesamt müsse ein Mix von Maßnahmen greifen, um Sucht wirksam vorbeugen zu können. Dazu gehöre auch, über Gefahren und Folgen zu informieren und gesetzliche Regelungen zu treffen, wie etwa das Heraufsetzen der Altersgrenze für Alkoholkonsum, höhere Preise und niedrige Promillegrenzen. Wichtig sei dann auch, entsprechende Kontrollen durchzuführen, so Schmidt.
Die Suchtpräventionswochen richten sich an Kinder, Jugendliche, Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter und Eltern, um sie für das Thema Sucht und seine alltäglichen Fallen zu sensibilisieren. Es werden zahlreiche Workshops, Seminare und Diskussionsrunden angeboten, die gute Argumente und brauchbares Handwerkszeug zur Suchprävention vermitteln. Weitere Informationen sind erhältlich beim Jugendamt des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Abteilung Suchtprävention, unter den Rufnummern 06151 / 881-1491 und 881-1488 sowie unter der E-Mail-Adresse fsp@ladadi.de und unter
http://www.ladadi.de/Suchtpraeventionswochen-2007.4495.0.html.