Presse-Archiv 2020
Ängste nehmen und erwerblose Menschen stärken: Gesundheitsberatung unter Corona-Bedingungen
07.10.2020
Darmstadt-Dieburg – Geldsorgen, Zukunftsangst und Unsicherheit: „Die Corona-Zeit hat bei erwerbslosen Menschen Existenzängste weiter verstärkt und soziale Beziehungen noch schwieriger gemacht“, sagt die Jugend- und Sozialdezernentin Rosemarie Lück, „Das Jobcenter rückte als Ansprechpartner noch mehr in den Fokus.“
Seit einem Jahr führt die Kreisagentur für Beschäftigung das Projekt „Gemeinsam gesünder“ zur Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt durch. Es wird co-finanziert vom Land Hessen. „Immer öfter stellen wir im Jobcenter gesundheitliche Einschränkungen bei den Leistungsberechtigten fest“, so Fachbereichsleiterin Christina Brahm. „Langzeitarbeitslosigkeit wirkt sich auf die psychische und physische Gesundheit aus. Mutlosigkeit und das Gefühl abgehängt zu sein, nicht gebraucht zu werden, tun ihr Übriges.“
Gesundheit ist ein vertrauliches und sehr privates Thema – die Hürde, es bei einem Besuch im Jobcenter anzusprechen, kann hoch sein. Dipl. Psych. Karoline Pelzl vom Bildungswerk erklärt, wie es trotzdem gelingen kann: „Stellt das Jobcenter den Kunden das Projekt vor, ist es absolut freiwillig“, betont Pelzl. „Erst nach einem ersten Beratungstermin entscheiden sie, ob sie diese Chance nutzen möchten und welche Informationen der Kreisagentur für Beschäftigung rückgemeldet werden.“ Die Angebote sind vielfältig: von der Einzelberatung über konkrete Hilfestellung beim Vereinbaren von Facharztterminen, Unterstützung beim Beantragen einer Reha oder dem Kontakt zu Selbsthilfegruppen bis hin zur Ernährungsberatung und Sportangeboten. „Was mit wenigen Angeboten begann, ist heute ein bunter Blumenstrauß an Möglichkeiten“, so Kiliane Vaupel, die in der Kreisagentur für Beschäftigung diese Angebote koordiniert.
„Uns ist es wichtig, dass wir Antworten auf die individuellen Bedürfnisse und die aktuellen Herausforderungen dieser Zeit finden. Gesundheitliche Einschränkungen sind ein wesentliches Hemmnis auf dem Weg zu einer nachhaltigen Integration in den Arbeitsmarkt“, betont die Jugend- und Sozialdezernentin Rosemarie Lück. „Mit diesem Projekt können wir den Menschen helfen, sich selbst zu helfen.“
Zwei Statements von Teilnehmern beschreiben ihre Erfahrungen aus erster Hand:
Teilnehmerin, 44 J., die an Depressionen leidet: „Die Gesundheitsberatung erlebte ich als sehr vertrauensvoll, sehr persönlich. Ich wurde als Mensch wahrgenommen, das klingt immer so doof, aber es ist tatsächlich so. (…) Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass die Beratung und die Absicht sehr positiv war und, das Ziel tatsächlich, dass es mir besser geht, war. Und dann war es auch noch zielführend. Ich durfte unglücklich sein und mich unnütz fühlen, das war neu und gut (…) Ich bin schon nach dem ersten Termin erleichtert nach Hause, die regelmäßigen Termine taten mir gut. Wir redeten über Angst und Selbstzweifel und Dinge, die schön waren und ich hatte die Gewissheit, dass ich nicht tief fallen würde. Meine Beraterin hatte mir ein Sicherheitsnetz gespannt. Sie sprach mit mir über Strategien für alle Eventualitäten und ich hatte fast keine Angst mehr. Ihre Hilfe war nur einen Anruf weit entfernt.“
Teilnehmer, 50 J., mit Diabetes Typ II: „Durch die Gesundheitsberatung habe ich gelernt, dass ich selbst einen großen Beitrag zu meiner Gesundheit leisten kann. Zusammen mit der Ernährungsberaterin habe ich einen individuellen Ernährungsplan für mich aufgestellt. Außerdem habe ich mehr Bewegung in mein Leben gebracht und Entspannungstechniken erlernt. Dank „Gemeinsam gesünder“ fühle ich mich deutlich besser!“