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Altersteilzeit der stellvertretenden Pflegedienstleitung
Petra Vogel: Ein prägendes Gesicht verlässt die Kreiskliniken
07.03.2025

Petra Vogel (rechts) mit Krankenschwester Jennifer Neumann auf Station 4a der Klinik in Groß-Umstadt. Ende März geht Petra Vogel in Ruhestand. Foto: Kreiskliniken
Darmstadt-Dieburg. Augen auf bei der Berufswahl? Für Petra Vogel hat dieser Satz nie eine Bedeutung gehabt. „Schon als ich in der Schule war und es um die Berufswahl ging, wollte ich immer nur Krankenschwester werden“, sagt sie, überlegt kurz und fügt an: „Und ich habe es nie bereut.“ Tatsächlich ist die 62-Jährige nicht Krankenschwester geblieben, sie geht nun als stellvertretende Pflegedienstleitung der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg in die passive Phase der Altersteilzeit, scheidet also aus dem aktiven Dienst am Krankenhaus aus. Nach gut 38 Jahren. „Es ist eine große Lücke, die sie hinterlassen wird“, sagt Pflegedienstleiter Jens Müller-Laupert. „Petra Vogel war stets ein Vorbild für die Pflegekräfte, kompetent, lösungsorientiert und bei aller Sorgfalt, die der Beruf nun mal mit sich bringt, auch noch herzlich.“
„Wir verlieren ein prägendes Gesicht dieses Hauses“, sagt Betriebsleiter Christoph Dahmen: „Petra Vogel hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Pflege auf den Stationen gut organisiert war – und dabei war sie immer ansprechbar und hatte ein offenes Ohr für die Kollegen.“ Nach der Lehre in Erbach hat die Höchsterin von 1985 bis 1989 auf der damaligen Inneren Station 3 in Groß-Umstadt gearbeitet, machte dann ihre Weiterbildung zur Pflegedienstleitung, arbeitete ein Jahr in Frankfurt am Bürgerhospital in Frankfurt als Bereichsleitung und kehrte schließlich 1991 nach Groß-Umstadt zurück. „Hier durfte ich immer mitgestalten, mitstrukturieren, mitverändern“, sagt Petra Vogel. „Das ist das Schöne an meinem Beruf, und hier hatte ich immer Vorgesetzte, die das auch ermöglicht haben – und bei denen ich auch mal Kritik äußern durfte.“ Betriebsleiterin Pelin Meyer kann dies bestätigen: „Die Kritik war immer fachlich fundiert und konstruktiv. Sie war eine starke Stimme für die Pflege, die für uns in der Betriebsleitung sehr wertvoll war. Im Ergebnis hat das die Klinik vorangebracht.“
Aber nicht nur die kurzen Wege zu den Vorgesetzten und deren offene Ohren hat Vogel geschätzt. „Es hat Spaß gemacht mit den Kollegen“, sagt sie, „es war schön, weil ich stets wusste, dass ich wertgeschätzt werde.“ Denn schließlich gehe es bei all dem nicht um sie, sondern vor allem um die Patienten. „Ziel war ja immer, wenn ich mich stark gemacht habe für etwas, dass es den Patienten gut geht, dass die gut versorgt werden“, sagt sie. Diesen Apsekt betont auch Landrat Klaus Peter Schellhaas: „Der größte Verdienst von Petra Vogel war es, sich darauf zu reduzieren, warum sie hier war: wegen den Menschen. Ich habe großen Respekt vor dieser Lebensleistung.“
Und auch nun, kurz vor ihrem Ruhestand, äußert sie Kritik: „Die Pflege-Berufe müssen attraktiver werden“, sagt sie. Das hänge vor allem natürlich mit der Bezahlung zusammen. „Und das wiederum liegt an der Klinikfinanzierung“, sagt sie, „wenn die Kliniken mit mehr Geld ausgestattet würden, dann könnten sie auch mehr Stammkräfte aufbauen und halten.“ Und auch der Stress würde dann weniger werden, weil die Teams eingespielter seien. Zu hoch sei auch nach wie vor der Verwaltungsaufwand auf den Stationen. Heute müsse vieles dokumentiert werden, was früher nicht der Fall gewesen sei. „Das soll zwar die Qualität sichern und ist deshalb sinnvoll“, sagt sie, „aber es kostet halt auch Zeit für den Dienst am Patienten. Und der muss immer Vorrang haben.“
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge gehe sie, sagt Petra Vogel. „Wenn einem klar wird, dass es zu Ende geht, dann ist das schon seltsam“, sagt sie. Für ihren Ruhestand habe sie keine besonderen Pläne. „Alles etwas entspannter angehen“, sagt sie. Urlaub machen, sich um Haus und Garten kümmern, häkeln, lesen, wandern. „Ob ich ohne Job kann, das wird sich zeigen“, sagt sie. Und was wird sie denken, wenn sie im Ruhestand an der Kreisklinik vorbeikommt? Die Antwort kommt schnell: „Hoffentlich geht´s denen gut!“