Presse-Archiv 2001
Für Ausländerbeiratswahlen fehlen Kandidaten
Desinteressiert oder gut integriert?
12.10.2001
Darmstadt-Dieburg - Aus Kandidatenmangel ist die für 4. November vorgesehene Wahl von Ausländerbeiräten in fünf von 13 Kommunen im Landkreis abgesagt worden. Für insgesamt 95 Sitze haben sich lediglich 71 Bewerber aufstellen lassen. Vor vier Jahren waren noch 115 Männer und Frauen unterschiedlicher Nationalitäten angetreten, bei der ersten Wahl 1993 174 Personen. Damit ist die Bereitschaft, in einer Lobby für Bürger ohne deutschen Pass aktiv mitzuarbeiten, deutlich zurückgegangen seit die Einrichtung von Ausländerbeiräten in Städten und Gemeinden mit mehr als tausend nicht deutschen Ein wohnern vor acht Jahren in der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) verankert wurde. Über die Gründe kann nur spekuliert werden: Die ausländische Bevölkerung fühle sich gut integriert, meinen die einen, andere glauben, das Interesse fehle. In unzureichender Information jedenfalls sieht man in den Rathäusern nicht die Ursache für die schwache Resonanz. Vielfach wurde mit Informationsveranstaltungen, Plakaten und Veröffentlichungen auf die Wahl hingewiesen und zur Nominierung aufgerufen.
Nicht ein einziger Kandidat fand sich in Groß-Zimmern, Münster, Ober-Ramstadt, Pfungstadt und Roßdorf. Dort fallen die Wahlen mangels Auswahl aus. In Groß-Umstadt steht die Wahl noch auf der Kippe. Laut HGO sollen Ausländerbeiräte mindestens aus drei Mit gliedern bestehen, es liegt aber nur eine Liste mit zwei Kandidaten vor. Die Stadtverwaltung bemüht sich jetzt bei übergeordneten Stellen um klare Auskunft, wie zu verfahren ist. Auch in Dieburg, wo neun Mandate zu vergeben sind, fällt die Beteiligung mit drei Bewerbern mäßig aus. In den übrigen Städten und Gemeinden stehen mehr Na men auf den Stimmzettel, fast überall haben sich wenigstens so viele Interessenten aufstellen lassen wie es Sitze im jeweiligen Beirat gibt.
In Griesheim und Weiterstadt treten jeweils sieben Männer und Frau en an, in Mühltal und Seeheim-Jugenheim jeweils neun, in Baben hausen zwölf und in Reinheim - einsame Spitze - sogar 22. Die ver gleichsweise hohe Kandidatenzahl führt Bürgermeister Karl Hartmann vor allem auf dauerhafte Angebote zurück, die ausländische Mitbür ger zum Engagement ermuntern und selbst jene ansprechen, die schon seit Jahrzehnten hier leben, etwa die "sehr aktive" Agenda-Gruppe "Miteinander" und das "Internationale Büro" der Stadt.
Weil die Zahl der Ausländerbeiräte der Kommunen schrumpft, ver kleinert sich nach der Wahl am 4.November auch der Ausländerbeirat des Landkreises. Jeder örtliche Beirat entsendet dorthin einen Dele gierten. Zurzeit umfasst das Gremium zwölf Mitglieder. Darmstadt- Dieburg hatte bereits 1988 als erster Landkreis in Hessen freiwillig eine Ausländervertretung eingerichtet.