Presse-Archiv 2001
Nach behördlicherAchterbahnfahrt schrumpfen Aufwand und Preis
Rekultivierung wird abgespeckt
16.02.2001
Pfungstadt - Nach einer überraschenden Kehrtwende des Regierungspräsidiums (RP) kann der Landkreis die 1987 geschlossene Kreismülldeponie bei Pfungstadt voraussichtlich mit wesentlich geringerem Aufwand, billiger und schneller rekultivieren als erwartet. Diese Entwicklung bezeichnet Erste Kreisbeigeordnete Celine Fries als sehr erfreulich, der Weg dorthin gleiche jedoch einer Achterbahnfahrt, "über die man sich nur wundern kann".
Zu Beginn der Planung vor zehn Jahren - damals galt die fast 30 Meter hohe Halde am Pfungstädter Moor, zwei Kilometer südlich des Stadtgebiets, noch als Altlast - lief die Kalkulation auf annähernd 13 Millionen Mark hinaus. Als Langzeit-Tiefenmessungen belegten, dass mögliche Schadstoffe, vor allem Methangas, kein gravierendes Gefahrenpotenzial darstellen, wurden die Anforderungen an eine Sanierung deutlich zurück geschraubt. Sechs Millionen schließlich sollte es kosten, den Berg abzukapseln und landschaftlich neu zu gestalten. An dem entsprechenden Konzept arbeiteten das Abfallwirtschaftsamt des Kreises fast vier Jahre und stimmten es ständig mit der Aufsichtsbehörde ab. Es galt auch noch im Januar, die förmliche Genehmigung sollte in Kürze erteilt werden. Stattdessen verlangte das Regierungspräsidium jedoch "urplötzlich", wie Fries sagt, zum Schutz von Grundwasser und Standfestigkeit zusätzliche Sicherungsmaßnahmen entlang der Südflanke, was nach Expertenmeinung eine drei Millionen Mark teure Spundwand bedeutet hätte. Der prompt folgende massive Protest der Vize-Landrätin bei Regierungspräsident Gerold Dieke führte nun praktisch über Nacht zu einer unerwarteten Kehrtwende: Keine Rede mehr von Spundwand, komplett neuer Decke, Abräumen von Bäumen und Büschen und neuer Bepflanzung. Vielmehr hieß es beim anschließenden Krisengespräch der Fachleute von RP und Kreis, es genüge, Senken, Kuhlen und Erosionsrillen aufzufüllen und das Oberflächenwasser in einen Graben abzuleiten. Am Dienstag (13.) skizzierten Vertreter des Landkreises und der beteiligten Ingenieurbüros bei einem Ortstermin, welcher Aufwand nach den veränderten Vorgaben zu betreiben ist. Verfahren und Daten werden nun genau durchgerechnet und geprüft. "Mit höchster Wahrscheinlichkeit", so Fries, "ist aber anzunehmen, dass die Rekultivierung erheblich weniger kostet als die noch vor ein paar Wochen drohenden neun Millionen Mark und nicht drei Jahre dauert, sondern eventuell schon in diesem Jahr abgeschlossen werden kann." Dem Regierungspräsidenten dankt die Erste Kreisbeigeordnete ausdrücklich dafür, dass er die Angelegenheit letztlich als Chefsache behandelt und ebenso schnell wie pragmatisch gelöst hat.