Presse-Archiv 2001
Neuer Rekultivierungsplan für frühere Kreisdeponie
Flickenteppich und Brunnengalerie
23.11.2001
Pfungstadt - Ein Flickenteppich als Regenschutz und eine Brunnengalerie gegen nasse Füße - nach diesem Konzept soll die vor vierzehn Jahren geschlossene Kreismülldeponie südlich von Pfungstadt rekultiviert werden. Inklusive einer Haube aus Muttererde und neuen Pflanzen kostet das Vorhaben rund 3,8 Millionen Mark. Die Umsetzung ist für das nächste Jahr vorgesehen - sofern nicht wieder etwas dazwischenkommt. Die Planung beschäftigt den Kreis bereits seit zehn Jahren. Nach immer wieder neuen Vorgaben von Land und Regierungspräsidium wurden im Lauf der Zeit fünf verschiedene Modelle entwickelt und rund 1,5 Millionen Mark ausgegeben, allerdings enthält diese Summe auch dauerhaft nutzbare Einrichtungen wie zahlreiche Messstationen. Aus heutiger Sicht erweist sich das lange Ringen nicht unbedingt als Nachteil: Die jüngste Version ist nach Auskunft der Ersten Kreisbeigeordneten Celine Fries um mehr als zwei Drittel billiger als die teuerste Form, die eine komplette Abdeckkappe für den damals als Altlast eingestuften Müllberg vorsah. Wenn nun mit abgespecktem Aufwand vorgegangen werden kann, ist auch das Resultat der ausgedehnten Beobachtungszeit. Beim Hineinhorchen in den mit rund 830.000 Kubikmeter Abfall und Bauschutt vollgestopften Bauch der Deponie zeigte sich nämlich, dass es darin weniger rumort, als anfangs angenommen.
Damit keine Schadstoffe ausgewaschen werden, will man die ehemalige Müllhalde abschotten gegen Niederschlags- und Grundwasser, außerdem gilt es, den 25 Meter hohen Berg zu stabilisieren. Nach einem Ortstermin im Frühjahr kamen Experten zu der Einschätzung, dass der "Kopf" nicht vollständig, sondern nur an Stellen, wo Wasser einsickern könnte, abgedeckt werden muss. Dem entsprechend sieht das neueste Konzept vor, entsprechende Senken, Kuhlen und Erosionsrinnen einen Meter dick mit weitgehend wasserundurchlässigem Lehmmaterial zu isolieren. Alle Flicken zusammengenommen betrifft das etwa die Hälfte der insgesamt 7,5 Hektar großen Oberfläche. Wie etlichen Hausbesitzern im Ried, bereitete der Grundwasseranstieg der vergangenen Jahre auch den Fachleuten im Landratsamt Kopfzerbrechen: Verstärkter Auftrieb von unten könnte den fast 1,3 Millionen Tonnen schweren Trumm von Deponie, der fünf Meter tief in die Erde reicht und schon bei normalem Pegel mit dem "Fuß" etwa zweieinhalb Meter im feuchten Torf steht, ins Wanken bringen. Um das zu verhindern, ist geplant, das Grundwasser automatisch abzupumpen, sobald ein bestimmter Pegelstand erreicht ist. Der Abfluss erfolgt über eine miteinander verbundene Galerie von zehn Brunnen, die bis in 25 Meter Tiefe gehen und an der Ostseite der Deponie, neben der früheren "Bickenbacher Chaussee" installiert werden sollen. Rohrleitungen befördern das abgepumpte Wasser zum wenige hundert Meter entfernten Moor- und zum Anglersee. Diese Pläne stellt das Abfallwirtschaftsamt des Kreises am 4. Dezember dem Pfungstädter Magistrat vor. Als Grundstückseigentümer muss die Stadt dem Vorhaben zustimmen, bevor die kompletten Unterlagen dem Regierungspräsidium Darmstadt zur Genehmigung vorgelegt werden können. Umweltdezernentin Fries ist zuversichtlich, dass die Arbeiten im Sommer 2002 beginnen und im Herbst abgeschlossen sind.
db