Presse-Archiv 2001
Bis Oktober soll ein abgestimmtes Konzept vorliegen
Gymnasialer "Ringanker" in Landkreis
08.06.2001
Darmstadt-Dieburg - Die Leiter der zwanzig weiterführenden Schulen im Landkreis wenden sich entschieden gegen Überlegungen, Gymnasien in der Stadt Darmstadt auf Kosten des Kreises auszubauen. Statt dessen soll im Umland ein, wie Vize-Landrätin Celine Fries es nennt, "Ringanker“ gymnasialer Angebote ab Klasse fünf eingezogen werden - sofern die Nachfrage dies rechtfertigt und nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur vorhandenen Förderstufe. Bei der Auswahl möglicher Standorte wünscht man sich eine enge regionale Abstimmung, Alleingänge einzelner Schulen oder Gemeinden soll es nicht geben.
Dieser Grundtenor kam am Donnerstag bei einer Diskussion mit Schulleitern und Vertretern des Staatlichen Schulamtes im Landratsamt in Darmstadt zum Ausdruck, zu der die Erste Kreisbeigeordnete eingeladen hatte. Hintergrund ist der Umbruch in der Schullandschaft, der ausgelöst wurde durch einen (vorläufigen) Aufnahmestopp für 142 Landkreiskinder an Darmstädter Schulen und die Billigung gymnasialer Eingangsklassen in der
Friedrich-Ebert-Schule in Pfungstadt als erste Ausnahme vom bisher alleinigen System der Förderstufe. Die aktuelle Entwicklung stellt die Qualität der Förderstufe nach Meinung der Pädagogen keineswegs in Zweifel. Ihre Aussage stützen sie auf Elternumfragen, die ausnahmslos ein Vertrauensvotum darstellten. Auch das jüngste Meinungsbild, im Frühjahr erhoben von der Justin-Wagner-Schule in Roßdorf, sei durchweg positiv ausgefallen: "Wer die Förderstufe erst mal näher kennt, ist zufrieden.“ Der in diesem Jahr besonders starke Drang nach Darmstadt war aus Sicht der Schulleiter nicht vorhersehbar. Bei Informationsabenden für Eltern von Viertklässlern hätten sich dafür keine Anzeichen ergeben.
Da aber offenbar eine - durchaus bedeutende - Gruppe von Eltern ihren Nachwuchs nach der Grundschule direkt in eine gymnasiale Eingangsklasse schicken möchte, wollen die Schulleiter mit dazu beitragen, dass der Wunsch künftig innerhalb des Landkreises verwirklicht werden kann. In "nachbarschaftlichem Einvernehmen“ will man prüfen, welche Lehranstalten sich dafür am besten eignen. Schuldezernentin Fries koordiniert das weitere Vorgehen. Als nächster Schritt ist die Einrichtung regionaler Arbeitsgruppen und eines Lenkungsausschusses vorgesehen. Erste Treffen sind bereits terminiert. Die Beteiligten - Schulleiter, Kreisschulverwaltung und Staatliches Schulamt - haben sich einen engen Zeitplan verordnet. Bis Oktober soll ein fertiges Konzept vorliegen, damit zum Schuljahresbeginn im nächsten Jahr den Eltern innerhalb des Kreises Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Schulformen angeboten und die Darmstädter Gymnasien entlastet werden können.