Presse-Archiv 2001

Darmstadt-Dieburg ist erster Landkreis in Deutschland mit Eröffnungsbilanz -

Der Kreis ist fast DM-Milliardär

13.09.2001

Darmstadt-Dieburg - Als ,historischen Vorgang" bezeichnet Landrat Alfred Jakoubek die Abkehr von der aus dem Jahr 1530 stammenden und in Verwaltungen bisher üblichen Kameralistik und die gleichzeitige Einführung der Doppik, der doppelten kaufmännischen Buchführung. Als erster Landkreis in Deutschland legte der Kreis Darmstadt-Dieburg seine für das neue Rechnungswesen erforderliche Eröffnungsbilanz vor. Der ,gewaltige Reformschritt", so der Landrat, wird in Pilotprojekten im Landkreis Darmstadt-Dieburg, im Lahn-Dill-Kreis und in der Stadt Dreieich vollzogen und ermöglicht es den Verwaltungen, bewährte betriebswirtschaftliche Elemente zu nutzen. Während die Kameralistik bisher nur Einnahmen und Ausgaben, also Einzahlungen und Auszahlungen, erfasste, gibt die doppelte Buchführung zusätzlich Aufschluss über Erträge und Aufwendungen. Damit ergeben sich nicht nur verwaltungsinterne, sondern auch verwaltungsexterne Vergleiche. Solche Vergleichsaussagen ermöglichen zum Beispiel fundierte Stellungnahmen zu Entscheidungen über Privatisierungen, Fremdvergaben und zur Wirtschaftlichkeit öffentlicher Leistungen. Die kaufmännische Buchführung zeigt die Erträge und Aufwendungen und stellt diese in einer Gewinn- und Verlustrechnung gegenüber. Erst wenn neben den Ausgaben (durch Einnahmen) auch die Aufwendungen (durch Erträge) gedeckt sind, liegt im Sinne einer nachhaltigen Finanzwirtschaft ein ausgeglichener Etat vor. Damit verbunden ist ein Bewusstseins-wandel bei den Beschäftigten. Es wird nicht nur transparent, was die eigene Arbeit kostet, sie ist auch vergleichbar mit Arbeitsleistungen in privaten Betrieben. Dies führt zu erhöhtem Kostenbewusstsein und somit zu einer verbesserten Wirtschaftlichkeit der Verwaltung, erwartet Landrat Jakoubek. Dass die Doppik einen umfassenden Überblick über die wirtschaftliche Lage des Landkreises bringt, zeigt die Eröffnungsbilanz, die in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Arthur Andersen erstellt wurde. Vorausschauend ist das Zahlenmaterial in Euro ausgewiesen. Das Anlagevermögen des Landkreises weist bei den Sachanlagen 320,8 Millionen Euro aus. Die Grundstücke haben dabei einen Wert von 106,5 Millionen Euro, die Gebäude 198,9 Millionen Euro, die Straßen und Brücken 4,8 Millionen Euro und das Schulmobiliar 2,5 Millionen Euro. Insgesamt ist der Landkreis Besitzer von rund 1000 Grundstücken, 500 Gebäuden, 133 Kilometer Straßen und etwa 80 Brücken. Zusammen mit den Finanzanlagen des Kreises (148,3 Millionen Euro), dem Umlaufvermögen (11 Millionen Euro) und den Kassenbeständen ergibt sich ein Gesamtvermögen vonrund 483,3 Millionen Euro. Der Kreis ist also, in Mark und Pfennig gerechnet, fast Milliardär. Auf der Passiva-Seite stehen eine von Landrat Jakoubek analog zum Grundkapital von Unternehmen errechnete Nettoposition (Saldo aus Vermögen, Rücklagen und Schulden) von 100 Millionen Euro, eine Kapitalrücklage von 111,5 Millionen Euro und eine ÖPNV-Rücklage von 1,2 Millionen Euro, so dass sich ein Eigenkapital von 212,6 Millionen Euro ergibt. Dies entspricht einem Eigenkapitalanteil von 44 Prozent, was Landrat Jakoubek als höchst beachtlichen Wert bezeichnet, freuen sich doch andere Wirtschaftsbetriebe über einen Eigenkapitalanteil von 30 Prozent. Der Sonderposten aus Zuweisungen und Zuschüssen beläuft sich auf insgesamt 58,7 Millionen Euro, an Verbindlichkeiten sind in der Eröffnungsbilanz insgesamt 167,1 Millionen Euro festgehalten. Den größten Brocken machen dabei die Darlehen mit 155,6 Millionen Euro aus. Zusammen mit den Rückstellungen, insbesondere für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen (28,5 Millionen Euro), stehen bei den Passiva wie bei den Aktiva 483,3 Millionen Euro unter dem Strich. Ab dem Jahr 2003 wird aufgrund gleicher Buchführungen eine Konzernbilanz vorgelegt, in der dann alle kreiseigenen Unternehmen berücksichtigt sind.

Rund drei Jahre hat man sich in der Verwaltung des Landkreises auf die Umstellung des Rechnungswesens vorbereitet. Bei intensiven Schulungen wurden die Mitarbeiter für unterschiedliche Denkansätze sensibilisiert. Etwa drei Millionen Mark hat die Umstellung gekostet, die Hälfte davon trägt das Land. Da wir mehr Transparenz und Effizienz in unser Finanzwesen bekommen und auch der steuerzahlende Bürger mehr Aufschluss über die Kreisfinanzen erhält, haben sich die Kosten allemal gelohnt", so Landrat Alfred Jakoubek. Die Investition kommt auch den Städten und Gemeinden zugute, wenn ab dem Jahr 2005 in Hessen alle Kommunen das neue Rechnungswesen einführen. Der Landkreis will dabei seinen Kommunen als Partner hilfreich zur Seite stehen und die in der Vorreiterrolle gesammelten Erfahrungen einbringen.

pt

zurück...