Presse-Archiv 2002

Ab 2003 projektorientierte Schulsozialarbeit im Landkreis

Prävention statt Reparatur

19.06.2002

Darmstadt-Dieburg - Ein Zeichen setzen will Landrat Alfred Jakoubek mit der projektorientierten Schulsozialarbeit, die ab 2003 im Landkreis greifen soll. Angesichts eines Wandels des gesellschaftlichen Umfelds, in dem Kinder und Jugendliche aufwachsen, und vor dem Hintergrund explosionsartig  gestiegener Kosten im Jugendhilfebereich setzt der Landkreis auf Prävention statt Reparatur. Eltern können ihre Erziehungsaufgaben nicht so übernehmen, wie es erforderlich wäre, Kinder erleben, wie schwierig es für ihre Eltern ist, für den Lebensunterhalt zu sorgen, legale und illegale Drogen sind inzwischen fester Bestandteil in der Welt der Jugendlichen, das massive Angebot an Unterhaltungs- und Informationsmedien hat den Alltag junger Menschen stark verändert, selbst gestaltete Freizeitaktivitäten werden immer seltener. Hinzu kommt, dass Gewalt aufgrund ihrer dominierenden Präsenz in den Medien immer häufiger als akzeptierte Form der Konfliktlösung gesehen wird. Dieser gesellschaftliche Wandel hat die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kinder, aber auch der Eltern und Lehrkräfte, verändert und zu neuen Verhaltensmustern und zu anderem Lernverhalten geführt - Kinder und Jugendliche werden schnell als "schwierig" ausgegrenzt.
Die Kinder- und Jugendförderung des Landkreises hat ein Konzept für eine Schulbezogene Jugendarbeit vorgelegt, die eine enge Kooperation zwischen Jugendamt und Lehranstalt vorsieht, weil Schulversagen in enger Wechselbeziehung zu Problemen im familiären Umfeld der jungen Menschen steht. Im Landkreis bereits bestehende Projekte wie die familienfreundliche Schule sind ein Baustein auf dem Weg, sich den Veränderungen anzunehmen. Das zunächst auf vier Jahre befristete Modell Schulsozialarbeit leistet einen viel weiter gehenden Beitrag, dass man sich um Schüler kümmert, bevor Probleme auftauchen. Die Schulsozialarbeit sieht sich als Brücke zwischen Schule, Jugendamt und anderen Institutionen wie Kommunalverwaltungen, örtlichen Jugendförderungen, Arbeitsverwaltung oder Sozialamt. Sie soll Hilfestellung geben, bekannte Probleme mildern beziehungsweise deren Ausweitung eingrenzen. Rund 300 000 Euro pro Jahr kostet das Modell-Projekt pro Jahr - angesichts der Millionensteigerungen im Jugendhilfebereich in den vergangenen Jahren ein vergleichsweise geringer Betrag. Trotzdem fordert Landrat Jakoubek, dass sich das Land Hessen an derartigen zukunftsweisenden Projekten stärker beteiligt. So ist es nach Auskunft Jakoubeks finanziell auch nicht machbar, dass jede der 80 Schulen des Landkreises einen Sozialpädagogen zur Seite gestellt bekommt. Vielmehr werde man projektbezogene Leistungen an den Schulen erbringen, an denen Bedarf ist. Drei pädagogische Fachkräfte bei der Kinder- und Jugendförderung und eine regionale Koordinationsstelle sollen deswegen neu eingestellt werden. Wobei die Koordinationsstelle vom Land Hessen finanziert werden soll, ein entsprechender Förderantrag über 60 000 Euro liegt bereits seit einiger Zeit bei Sozialministerin Silke Lautenschläger.
Nach Meinung von Landrat Alfred Jakoubek könne das Projekt auf Dauer nur bestehen, wenn alle am Erziehungsprozess Beteiligten ihre Verantwortung wahrnehmen. "Die Elternkompetenz ist indes durch nichts zu ersetzen", so Jakoubek.
pt

 

 

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