Presse-Archiv 2003
Kreis will Spätaussiedlern das Einleben erleichtern
Paten gesucht
10.10.2003
Reinheim/Griesheim - Die Kreisverwaltung sucht Menschen, die Aussiedler aus der früheren Sowjetunion beim Eingewöhnen ein bisschen an die Hand nehmen. Seit vorigem Jahr werden Darmstadt-Dieburg nach einem festgelegten Verteilerschlüssel jährlich rund 350 Personen vom zentralen Aufnahmelager Friedland aus zugewiesen; zurzeit betreut das Flüchtlingsamt insgesamt 571 Zuwanderer.
Die meisten stammen aus Kasachstan, auch einige aus Russland und der Ukraine. Es sind Kinder, Erwachsene und Senioren darunter, Akademiker ebenso wie Arbeiter. "Ob sie vorher in einer Millionenstadt wie Alma Ata wohnten oder in einem kleinen sibirischen Dorf - die erste Zeit in der neuen Heimat empfinden fast alle als Kulturschock", weiß Thomas Koch vom Landratsamt in Dieburg. Ihr Deutsch sei meist ziemlich holprig, Warenangebot, Behördendschungel, gesellschaftlich Leben wirkten fremd und ungewohnt. Kreis und Arbeitsamt versuchen mit Integrations und Sprachkursen, Hemmungen und Hemmschwellen abzubauen. Doch die Unterstützungsmöglichkeiten sind begrenzt. Landrat Alfred Jakoubek wünscht sich deshalb, dass sich "Sozialpaten" finden, die den Familien zur Seite stehen. Sie könnten beispielsweise bei der Wohnungssuche, bei amtlichen Angelegenheiten und bei Hausaufgaben helfen oder Kontakte zu Vereinen herstellen, wo etwa Sport- oder Schachinteressierte Gleichgesinnte treffen und so allmählich ein neuer Bekanntenkreis entsteht. Die Verbindung zu Menschen aus einem anderen Kulturkreis brächte auch den Paten einen Nutzen, glaubt Jakoubek. Sie könnten ihren Horizont erweitern, vielleicht ein bisschen Russisch lernen oder auch mal mitgebrachte Kochrezepte ausprobieren. Da die Einstiegshelfer auf ihre Aufgabe vorbereitet und Kennenlerntreffen organisiert werden sollen, hat die Kreisverwaltung für ihre Willkommenskampagne zu nächst zwei Orte ausgesucht: Griesheim und Reinheim. Dort leben 30 beziehungsweise 50 relativ frisch zugereiste Spätaussiedler in Gemeinschaftsunterkünften,teilweise auch in Privatwohnungen.
Info: Freiwillige, die im übrigen eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten sollen, werden gebe ten, sich beim Flüchtlingsamt zu melden, Telefon 881-2177 mit Vorwahl 06071 für Dieburg oder 06151 für Darmstadt.
db