Presse-Archiv 2003

Bäche stark belastet - Besser Hacke als Herbizid einsetzen

Chemiekeule schlägt Wellen

05.06.2003

Darmstadt/Reinheim - Der Landwehrgraben in Reinheim ist stark mit Pflanzenschutzmitteln belastet. Das haben Sonderuntersuchungen des Landesamtes für Umwelt und Geologie ergeben, die über zwei Jahre hinweg jeweils im Frühling zur Hauptanwendungszeit von Unkraut vernichtungsmitteln an insgesamt zwanzig kleinen Fließgewässern in Hessen vorgenommen wurden. Lediglich in einem Fall waren die Prüfer mit den Ergebnissen zufrieden, überall sonst lautet ihr Urteil "mangelhaft".
Im Landwehrgraben, einzige Kontrollstelle im Landkreis Darmstadt- Dieburg, übersteigen die gemessenen Werte die noch als akzeptabel geltenden Orientierungsmarken um ein Vielfaches. Der Wirkstoff MCPP beispielsweise wurde in einer Konzentration von 3,17 Mikro gramm (millionstel Gramm) pro Liter nachgewiesen; Zielwert sind 0,1 Mikrogramm.
Auch andere Bestandteile von Pflanzenschutzmit teln, wie MCPA, Isoproturon, Diuron und Metamitron, wiesen die Analysen in deutlich überhöhten Mengen nach. "Die Gewässerqualität ist stark beeinträchtigt", fasst Manfred Kissel, der Leiter der Unteren Wasserbehörde des Kreises, das Ergebnis zusammen. Die ungünstigen Befunde der Stichproben des Landesamtes ließen vermuten, dass es sich nicht um Zufallstreffer und Einzelphänomene handle. Vielmehr müsse davon ausgegangen werden, dass etliche andere Flüsschen und Gräben bei genauer Betrachtung kaum ein besseres Bild abgeben wür den. Vor allem die natürliche Vegetation im Bachbett und am Ufer leide unter den Einträgen. Die unerwünschten Nebenwirkungen des Einsatzes von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln sind laut Kissel nicht allein der Landwirtschaft anzulasten. Auch Privatleute steuerten ihren Teil bei, indem sie zum Beispiel versiegelte Hofflächen, Gara genzufahrten, Gehwege, Terrassen und Gärten mit schnell wirksamen chemischen Keulen von störendem Bewuchs freihalten. Durch Regen oder bei der Reinigung von Spritzgeräten werden Reste dann mitunter in den Kanal oder den nahen Bach gespült und schädigen den Wasser kreislauf. "Jeder sollte überlegen, ob wirklich unweltbelastende Gifte nötig sind, um Kraut, Gras oder Moos zu entfernen", sagt Manfred Kissel. Auch aus Rücksicht auf Vögel und Insekten sei Handarbeit mit Hacke allemal empfehlenswerter als ein Herbizid. Scheint ein "durch greifendes" Vorgehen unumgänglich, sollte man sich im Fachhandel beraten lassen und an Stelle von so genannten Breitbandprodukten zum sanftmöglichsten Mittel gegen das jeweilige Problem greifen.
db

 

 

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