Presse-Archiv 2004

Kreis plant zum Jahreswechsel eigene Drogenberatungsstelle

Flexibel auf Suchtkranke reagieren

25.06.2004

Darmstadt-Dieburg - Der Landkreis beabsichtigt, zum 1. Januar 2005  eine eigene Drogenberatungsstelle einzurichten. Als Standort ist eine der größeren Kommunen vorgesehen, präferiert wird nach Auskunft der Ersten Kreisbeigeordneten Celine Fries Dieburg. Die Stadt ist Favorit, weil sie zum einen eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr hat und zudem fern der Drogenszene im Darmstädter Zentrum liegt. Damit soll Hilfesuchenden ein unbefangener Zugang zur Beratung ermöglicht werden. Jugendamtsleiter Otto Weber hat den Auftrag, eine geeignete Immobilie anzumieten und einzurichten. Celine Fries legt Wert auf die Feststellung, dass die Beratung ausschließlich auf verbaler Ebene stattfindet, eine ambulante Betreuung mit Spritzen oder ähnlichem wird es auf keinen Fall geben. Die Substitutionsambulanz und der Kontaktladen für Drogenabhängige bleiben in Darmstadt und werden entsprechend der tatsächlichen Besucherzahl aus dem Landkreis mit dem Träger abgerechnet. Der Kreisausschuss hat das Vorhaben abgesegnet, der Kreistag muss noch zustimmen.

Hintergrund der kreiseigenen Beratungsstelle ist die Auflösung des gemeinsam mit der Stadt Darmstadt betriebenen Zweckverbands Jugend- und Drogenberatung, der bisher in Darmstadt angesiedelt war. Wie Celine Fries mitteilt, wechseln vom bisherigen Personal der gemeinsamen Beratungsstelle eine Vollzeit- und drei Teilzeitbeschäftige, drei Sozialpädagogen und eine Verwaltungskraft, in die künftige Kreisberatungsstelle. Finanziert wird die Einrichtung mit der seither an den Zweckverband bezahlten Umlage und einem Landeszuschuss. Im Jahr 2004 sind das insgesamt rund 195 000 Euro. Zu der früheren gemeinsamen Beratungsstelle in Darmstadt waren im Jahr rund 500 Hilfesuchende aus dem Landkreis gekommen. Erklärtes Ziel der  neuen Außenstelle in Dieburg ist es, von der bisher üblichen so genannten Komm-Struktur wegzukommen - Betroffene gehen zur Beratungsstelle hin - und ein flexibles, am Bedarf orientiertes Angebot aufzubauen. Damit will man gerade auch Menschen im Ostkreis ansprechen, die sich bisher scheuten, nach Darmstadt zu fahren. Um jedoch das Angebot zu intensivieren, stellt sich Otto Weber vor, dass die Sozialpädagogen auf Wunsch auch zu den "Kunden" hinfahren, weiß aber, dass dies einer großen Kraftanstrengung bedarf, um das Konzept umzusetzen. Grundsätzlich hat die Beratungsstelle den Ansatz, abstinenztherapeutisch zu arbeiten, angesprochen sind nicht nur die klassischen Drogenabhängigen, sondern auch alkoholkranke Menschen oder unter anderen Suchterscheinungen Leidende. Das Angebot geht dabei weit über die eigentliche Beratung hinaus. Im Leistungskatalog sind außerdem enthalten die Vermittlung in entgiftende Maßnahmen, eine ambulante Betreuung, Nachsorge nach stationärer Entwöhnungsbehandlung, psychosoziale Betreuung von Substituierten, Suchtbegleitung, suchthilfebezogene Projekte und vieles mehr. Damit dies alles effektiv funktionieren kann, strebt die Erste Kreisbeigeordnete eine Vernetzung mit im Landkreis auf diesem weiten Feld tätigen Organisationen und Institutionen an. Geschaffen werden sollen außerdem so genannte Zugangsmultiplikatoren, zum Beispiel an Schulen, lokalen Jugendpflegen sowie bei sozialen Diensten und anderen Suchtberatungsstellen. Außerdem will man Ansprechpartner für Angehörige oder Eltern von Suchtkranken sein.

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