Presse-Archiv 2004
Fachtagung soll den Blick für Unterschiede schärfen
Geschlechterblindheit in der Medizin
12.10.2004
Darmstadt-Dieburg - Die Fachtagung "Geschlechterblindheit in der Medizin" am 5. November in Roßdorf (Sonnensaal, Darmstädter Straße 9, 9 bis 17 Uhr) widmet sich einem wunden Punkt: Männer und Frauen reagieren und funktionieren anders, werden in der ärztlichen Behandlung, der Pflege, der Pharmaindustrie und der Gesundheitspolitik aber noch weitgehend über einen Kamm geschoren. Dieser Praxis will das Kreisfrauenbüro mit der Veranstaltung entgegen wirken und durch Information dazu beitragen, dass sich auf allen Feldern der Medizin allmählich die Wahrnehmung für Abweichungen und Besonderheiten schärft. Für diesen Vorstoß hat Monika Abendschein, Initiatorin der Veranstaltung, namhafte Experten und Unterstützung von vielen Seiten, unter anderem vom Institut für Gesundheitserziehung, der Landeszentrale für politische Bildung, dem bundesweiten Arbeitskreis Frauengesundheit und Profamilia, gewinnen können. Sie hofft auf viele Teilnehmer. Angesprochen fühlen sollen sich Ärzte ebenso wie Patienten, Vertreter von Krankenkassen und Forschungslabors, von Selbsthilfegruppen, Sozialstationen, Pflegeheimen und anderen Einrichtungen.
Diabeteskranke Männer widmen ihren Füßen wenig Beachtung und laufen damit ein höheres Amputationsrisiko als Frauen. Verschiedene Asthmamittel, an Männern erprobt, wirken bei Frauen in der zweiten Hälfte des Zyklus schlechter, so dass vermehrt Anfälle auftreten. Männer meiden Vorsorgeuntersuchungen und fühlen sich von Präventionskursen kaum angesprochen. Ein Herzinfarkt kündigt sich bei Frauen oft mit Schmerzen im Oberbauch an mit der Folge, dass oft nicht gleich die richtige Diagnose gestellt wird. Zwei Drittel aller Selbstmorde begehen Männer, Frauen schlucken mehr Antidepressiva. Frauen gehen öfter zum Arzt, aber die Arzneimittelausgaben für Männern liegen um ein Viertel höher. Die Liste der Unterschiede ließe sich beliebig fortsetzen und verdeutlicht, dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Die Fachtagung, die sogar von der Landesärztekammer als Fortbildung anerkannt und vor allem Hausärzten empfohlen wird, gibt dazu viele Denkanstöße.
Interessierte wenden sich für nähere Informationen zum Programm und zur Anmeldung an das Frauenbüro im Landratsamt Darmstadt, Jägertorstraße 207, Telefon 06151/8811044, E-Mail: mabendsc@ da.ladadi.de. (db)