Presse-Archiv 2004

Landkreis startet Modellprojekt in Kindertagesstätten

Mehr Sprachkompetenz für Migrantenkinder

17.09.2004

Darmstadt-Dieburg - Mit einem Modellprojekt fördert der Landkreis die Sprachkompetenz speziell von Migrantenkindern, um sie für schulische Anforderungen fit zu machen und ihre Integrationschancen zu verbessern. Mit den "Neuen Wegen zur sprachlichen Frühförderung" wird nach Auskunft der Ersten Kreisbeigeordneten Celine Fries zunächst in zehn Kindertagesstätten in fünf Kreiskommunen - Weiterstadt, Pfungstadt, Groß-Zimmern, Babenhausen und Ober-Ramstadt - begonnen. Bei der Auswahl der zehn Einrichtungen standen zwei Aspekte im Vordergrund. Die fünf Kommunen haben den höchsten Anteil von Ausländerfamilien an der Bevölkerung, was sich an einer hohen Zahl von Kindern in den beteiligten Einrichtungen widerspiegelt. Außerdem ist in diesen Kindergärten Sprachförderung schon in verschiedenen Formen verankert. Das jetzt hinzu kommende Projekt gilt als Ergänzung zu den bisherigen Konzepten.

Erfahrungen und Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Kinder mit mangelndem Sprachvermögen vor allem ab der dritten und vierten Grundschulklasse einen dramatischen Leistungseinbruch erfahren, weil ihnen insbesondere grammatikalische Fähigkeiten fehlen. Wie unter anderem auch Ergebnisse der PISA-Studie belegen, reicht für die Betroffenen oftmals die alltagssprachliche Förderung im Kindergarten für den erfolgreichen Besuch der Schule nicht aus. "Kinder aus Migrantenfamilien brauchen mehr", so Erste Kreisbeigeordnete Fries. Positiver Nebeneffekt sei, dass auch die Kinder davon profitieren, die Schwierigkeiten mit ihrer Muttersprache Deutsch haben.

Immerhin leben im Landkreis rund 5500 Migranten im Kindes- und Jugendalter bis 15 Jahre. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von mehr als elf Prozent in diesen Jahrgangsstufen. Vor allem die Kinder, die eine der 160 Kindertagesstätten in den 23 Städten und Gemeinden in Darmstadt-Dieburg besuchen, brauchen eine besondere sprachliche Zuwendung. Unterstützung dabei liefert ein vom Schweizer Neurologen Dr. Zvi Penner entwickeltes Kindergartenprogramm. Multi-Media-Pakete mit Bildergeschichten, Memory-Kästen, Puzzles oder Videos spielen ebenso eine Rolle wie die spezifische Schulung der Fachkräfte durch Zvi Penner, der jahrelang mehrere Forschungsprojekte zur Sprachförderung geleitet hat. Die Fachberatung für Kindertageseinrichtungen beim Jugendamt des Landkreises begleitet das Vorhaben. Erklärtes Ziel des Projekts ist es, die Benachteiligung insbesondere der Migrantenkinder im Bildungssystem abzubauen.

Ermöglicht wird das rund 10 000 Euro teure Modellprojekt durch Mittel der Sozialstiftung des Landkreises, die seit fünf Jahren gerade Maßnahmen der Jugendhilfe und der sozialen Sicherung unterstützt.

zurück...