Presse-Archiv 2004

Frank Schäfer will Barrieren aus dem Weg räumen

Blindenbund wählt neuen Landesvorsitzenden

02.12.2004

Darmstadt - Frank Schäfer aus Darmstadt ist neuer Landesvorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenbunds Hessen (BSBH). Die Hauptversammlung wählte den 38-Jährigen in Gießen zum Nachfolger von Karl-Matthias Schäfer, der aus persönlichen Gründen nicht mehr kandidiert hatte. Beide sind trotz Namensgleichheit nicht verwandt.

Dem BSBH gehören rund 1800 Mitglieder an. Die Organisation vertritt die Interessen blinder und sehbehinderter Menschen auf politischer Ebene und setzt sich laut Schäfer vor allem für den Ausgleich von Nachteilen und eine barrierefreie Umwelt ein. Vor diesem Hintergrund werten es die Mitgliederversammlung und der neue Vorsitzende als beruhigende Nachricht, dass ein Vertreter des Sozialministeriums in Gießen berichtete, Hessen werde, im Unterschied zu anderen Bundesländern, das Blindengeld nicht streichen. Die Unterstützung wurde jedoch Anfang des Jahres um 14 Prozent gekürzt. "Ein schmerzhafter, aber noch akzeptabler Kompromiss", so Schäfer, "schließlich erkennen auch wir die finanziellen Probleme der öffentlichen Haushalte". Maßgeblich dem Einfluss des BSHB sei es auch zuzuschreiben, dass in Bussen und Bahnen zunehmend mit Durchsagen auf Haltestellen und die jeweilige Ausstiegsseite hingewiesen werde - ein wichtiger Service für Menschen ohne Augenlicht.

Frank Schäfer, selbst blind, fungierte in den vergangenen dreizehn Jahren bereits als Beisitzer im Landesvorstand und leitete die Bezirksgruppe Darmstadt-Südhessen. Als Amtmann beim Landkreis Darmstadt-Dieburg beschäftigt, gehört er zu den wenigen hauptamtlichen kommunalen Beauftragten für Behindertenfragen in Hessen.

Sein Know how über die Beschwernisse, denen Menschen mit Handicaps ständig ausgesetzt sind, macht den 38-Jährigen zu einem gefragten Fachmann. So wurde er etwa beim Umbau des Luisencenters in Darmstadt als Berater für Barrierefreiheit engagiert. Sein Vorschlag, in Fahrstühlen auch Brailleschrift anzubringen und den jeweiligen Halt anzusagen, wurde, wie etliche weitere Anregungen, umgesetzt. Das Kaufhaus erhielt daraufhin für sein durchdachtes und an vielen Details erkennbares behindertengerechtes Konzept sogar eine Auszeichnung. "Barrierefreiheit ist ein wohl nie endendes Kapitel", sagt Schäfer. "Unterlaufen" von Hindernissen zum Beispiel sei Sehenden als Problem weitgehend fremd. Wer mit dem Blindenstock unterwegs ist, kann zwar feststellen, wo ein Pfosten steht oder Mauern und Zäune verlaufen. Wenn aber weiter oben in Kopfhöhe Anzeigetafeln, Schilder oder Äste sich im wahrsten Sinne des Wortes breit machen, laufen die Betroffenen Gefahr, sich zu stoßen oder zu verletzen. Für solche Fragen möchte Schäfer bei Bevölkerung und Behörden mehr Einsicht und Verständnis wecken.

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