Presse-Archiv 2004

Pressemitteilung des Kreisfrauenforums

Familienbündnisse im kritischen Test

08.06.2004

Darmstadt-Dieburg - Kinderbetreuungsangebote in den Städten und Gemeinden standen im Mittelpunkt des Treffens des Kreisfrauenforums in Seeheim-Jugenheim. Die Kommune an der Bergstraße hat als Familien-Gemeinde Vorbildcharakter. Zu nennen sind das "Schutzburg-Projekt" für Kinder, die Auszeichnung  "Familienfreundliche Gemeinde" durch die Hertie-Stiftung und das persönlichen Lob von Bundesministerin Renate Schmidt. 
Allerdings meinen die aktiven Frauen des Seeheim-Jugenheimer  Mütterzentrums SzenenWechsel, die seit Monaten die politischen Rangeleien rund um die Haushaltskonsolidierung aktiv verfolgen und mit zahlreichen Eltern im Gespräch sind, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Schulkindbetreuung (bis 14 Uhr) und Hort (bis 17Uhr) im Schuldorf Bergstraße sowie die Jugendarbeit erleiden mangels Geld zum Teil gravierende  Veränderungen. Der Jugendpfleger anvancierte im Zuge der Sparmaßnahmen kurzerhand auch zum Leiter des Hortes. Betroffene Schuldorf-Eltern haben den Förderverein Schulkindbetreuung gegründet, doch bis zum neuen Schuljahr ist die Zeit knapp. Diese Eltern  befinden sich bereits auf der Suche nach hausgemachten Notlösungen, beispielsweise mit dem ASB. Räumlichkeiten stellt die Gemeinde zwar zur Verfügung, aber scheinbar mangelt es dort an zuständigen Mitarbeitern, die die "richtigen Kinder" der "richtigen Betreuungsform" zuordnen können.
Auch Elterninitiativen anderer Gemeinden, wie Mühltal haben es dieser Tage schwer. Zuschüsse der Kommunen zu den Betriebskosten fallen unter die freiwilligen Leistungen und stehen damit zu Disposition.
Kritisch beleuchtet wurde auch das künftige "Land der Tagesmütter"   von Sozialministerin Silke Lautenschläger. "Erst wird dem Mütterbüro in Langen, der bis dahin wichtigsten Koordinationsstelle, vom Land das Licht ausgeknipst und dann sollen hessenweit  rund 1300 Tagesmütter das Geld für den Bau und die Unterhaltung von Krippenplätzen ersetzen," kommentierte eine der anwesenden Mütter. Für Eltern, die mit einem Einkommen oder einem Teilzeitjob über die Runden kommen müssen, sei eine private Tagesbetreuung bis zu 500 Euro pro Monat ohnehin nicht erschwinglich.
Bundesfamilienministerin Renate Schmidt plädiere auf  ihrer Webseite für die frühe Begleitung von Kindern in Einrichtungen, in Bezug auf Pisa natürlich pädagogisch konzipiert. Bildung könne heute nicht früh genug einsetzen.
Doch wenn das Geld knapp werde, sei in der kommunalen Umsetzung schnell der Wurm drin, resümieren die Vertreterinnen des Forums. 
Kinderbetreuung für alle Altersstufen bildet  in Zukunft einen Schwerpunkt des mobilen Kreisfrauenforums. Es tagt nach Anfrage in den 23 Teilen des Landkreises. "Wir schauen uns auch in anderen Kommunen um," sagt Hannelore Walz-Kirschbaum von den FrauenFreiRäumen in Reinheim. "Je mehr Interessierte zu unseren Ortsterminen kommen, desto besser der Blick hinter die familienfreundlichen Kulissen."

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